Freitag, 17. Juli 2009

Die verschiedenen Tonlagen des Fady Maalouf - Bericht von den 'famous Berlin concerts'

THE CHALLENGE - Die Herausforderung
Fady singt den Blues und rockt ab in der Hauptstadt.


Samstag 11. Juli 2009

Mein lieber Fady, da hast Du Dir ja was vorgenommen, wie willst Du denn dieses einmalige Konzert in Berlin, diesen emotionalen Blockbuster mit dem „Modern Gospel Choir Berlin“ übertreffen?
Wir sind über die Maßen gespannt. Berlin-Konzert Nr. 2 soll im Tempodrom stattfinden , einem futuristischen Bau mit verschiedenen gewaltig hohen Zelt- bzw. Turmspitzen, also doch wieder so etwas wie eine Kirche als Veranstaltungsort für das zu erwartende Festival der Gefühle?

Die Bühne an sich liegt in einem kleinen Amphitheater. Die Sitze/Stufen liegen im großen Halbkreis vor der Bühne, die anfangs mit leichten Blautönen ausgeleuchtet wird; es herrscht Klubatmosphäre; bekräftigt wird dieser Gedanke dadurch, dass zwei Barhocker auf der Bühne zu sehen sind.
An dieser Stelle ist es dringend erforderlich den Organisatoren vom FC ein ganz dickes Lob auszusprechen, da sie für Fadys Veranstaltungen immer wieder Orte mit außergewöhnlich schönem Ambiente finden. Es wird um donnernden Applaus gebeten für diese tolle Leistung, die bestimmt mit einer Menge Überlegung und Arbeit verbunden ist.

Doch nun zurück zum Eigentlichen. Vor dem ersten Konzert am Samstag treffen wir uns draußen am Tempodrom und bereden Persönliches und Allgemeines in Vorfreude auf das musikalische Ereignis.
Meine Wenigkeit ist nicht mehr nur allein unter Frauen. Man kennt sich und auch mich!
Jeder ist Hauptdarsteller und mittendrin, toll!
Mit meinem Rollstuhl komme ich einige Minuten früher in den Bühnensaal; so kann ich alles in Ruhe beobachten und mir auch schon meine Gedanken machen für den obligatorischen Bericht ;-)
Die Türen öffnen sich, die Ränge füllen sich, kein Gedränge, kein Geschubse, jeder sucht sich in Ruhe einen Platz. Eigentlich hat man von jedem Sitz eine gute Sicht.
Und wieder kein Festival der heruntergezogenen Mundwinkel. Überall herrscht Vorfreude. Jeder zeigt ein freundliches Gesicht, lächelt und strahlt.
Macht dies der Fadyzauber, Fadymagic, oder wie oder was ? ;-)
Neben der Klubatmosphäre die zweite Überraschung: Fady singt heute LIVE mit eigener Band.
Nach einer kurzen Ansage, wie immer mit Stil und Form, öffnet sich der Vorhang und unter lautem Jubel betritt die Band die Bühne, vorneweg der Leadguitarrist, ein Keyboarder, ein Bassist und ein Schlagzeuger.
Beifall und Jubel steigern sich zum ohrenzerreissenden Orkan; kommen die Beatles??????? Nein, unser Fady öffnet den Vorhang und betritt die Bühne.
Nach einer leisen instrumentalen Introduktion beginnt die Show bezeichnenderweise mit „Opening night“.
Die Band „GrooveUNIT.“ spielt so, als hätten sie Fady schon immer begleitet. Das passt und ist musikalisch weitaus interessanter als das frühere „Karaoke singen“ mit Playback.
Zwischen den einzelnen Songs gibt Fady kleine Kommentare oder Ankündigungen auf Englisch. Die Texte werden wohl von jedem verstanden; jedoch fände ich es netter und fankompatibler (näher) , wenn Fady seine second family auf Deutsch anspräche. Nun, wir wollen ihm entgegenkommen und „global thinken“, damit es unser Hero leichter hat.
Die Songs an sich sind wieder unnachahmlich mit dem gewissen „Fadytimbre“ fadyesk gesungen ;-)
Ich habe vor allem den Eindruck, dass er seine Stimme ein wenig mehr ausprobiert und moduliert.
Fady zeigt auch glänzend wie im Falsett (Kopfstimme) gesungen wird, da müsste es Dieter Bohlen vom Stuhl werfen, diesen alten Quakfrosch……
Ein Titel hat mir persönlich besonders gefallen, hier lässt Fady die Rockröhre raus. Der Keyboarder stellt seinen Computer auf Farfisorgelsound. Berlin 60ger Jahre wird wach. Mir als Altachtundsechziger weitet sich das Herz, ich bin hin und weg.

Als fast unerträgliche emotionale Steigerung gibt es Blessed gleich hinterher mit einer etwas verkleinerten Besetzung: Piano, Kontrabaß, akutische Guitarre. Mitten im Song öffnet sich der Vorhang und eine grazile Musikerin mit Querflöte geht an das Mikrofon. Ein Soundwandel im Arrangement, der jedem Zuhörer eine heimliche Träne „ una furtiva lacrima“ ins Auge kullern lässt.
Das Schlagzeug ist zwar stellenweise etwas laut, aber Fadys Stimme kommt deutlich durch und mehr. Dafür akzentuiert der Leadguitarrist sehr treffend manche gesanglose Stelle im Song.
Der Drummer treibt an, wie es auch sein Job ist. Am Songende singt Fady oft etwas weiter und lässt hören, dass er sehr wohl zu einem gewissen Belcanto fähig ist.
Der donnernde Applaus und die jubelnde Zustimmung bremsen ihn, um flugs das nächste Lied zu beginnen.
Als er ein wenig “latin“ singt, gibt Fady uns Einblick in seine Fitnesstunde, und zeigt, dass auch Männer die Hüften schwingen und mit dem Po wackeln können. Das sieht nicht immer jugendfrei aus, geht aber als sportliche Leistung so durch. Michael Jackson zeigte auch Bewegungen und Handgriffe die wohl eher ins Nachtprogramm gehörten als nachmittäglich bei MTV vorgeführt zu werden ;-). Dem verstorbenen „King of Pop“ zollte Fady Tribut, indem er Billie Jean fast á capella vortrug, ein bestimmt nicht leichtes Unterfangen, das aber dennoch mit Bravour gemeistert wurde.

Nach Feeling Good in fantastischem Bluesstil – toll diese Modulation, diese Wandlungsfähigkeit, die Stimme in Art und Weise verändern zu können, bravo Fady - und den Zugaben ging ein überaus furioses Konzert zu Ende. Ein Fady-Konzert ist immer wieder ein lohnenswertes musikalisches Großereignis.

Und wie versprochen: „Wenn Fady singt, scheint die Sonne“. Stimmt! Als wir wieder ins Freie treten begrüßt uns milde Luft bei untergehender Sonne.


Sonntag 12. Juli 2009

Ob es Fady am Sonntag beim zweiten Konzert gelingt ähnliche Emotionen zu wecken wie am Samstag ; oder wird er nicht genug Kraft und Charisma haben, um wie am Samstag überzeugen zu können?
Es ist wohl auch der herausragenden Qualität der Band zu verdanken, dass ein irgendwie neuer Eindruck bei der Gestaltung der Songs erweckt wurde.
Und Fady ist wirklich verdammt fit, eine richtige , sorry, „Rampensau“, so dass auch das ähnliche Programm am Sonntag keine Langeweile oder Eintönigkeit aufkommen lässt.

Auch als „Preuss´“ habe ich mich inzwischen mit einem neben mir sitzenden Bayern bekannt gemacht.
Fadys Musik reißt Grenzen ein. Bei meinem Nachbarn handelt es sich außerdem zufällig um einen Namensvetter, er heißt auch Ludwig.
Zurück zum Konzert Nr. 2. Fadys Gesangstil gefällt mir immer besser, weil er sich mehr zutraut und zeigt, welche gesanglichen Möglichkeiten in ihm stecken.
Fadyfans haben guten Geschmack gezeigt, als sie ihn ausgeguckt haben und weiterhin unterstützen.

Man möchte nicht enden, (aber wer will, kann ja noch mal von vorn beginnen zu lesen , oder eine CD auflegen). Die leider sehr stickige und verbrauchte Luft treibt uns dann alle doch nach 1, 5 Stunden Konzert ins Freie.

Als wir draußen zusammen kommen, haben wir schon die Gruppenstärke einer halben Schulklasse. Die Luft ist warm und die Sonne scheint noch! Mein Schatz und ich schlagen vor, zu einem Italiener in der Nähe zu gehen, der den größten Sommergarten Berlins hat, dort gibt es reichlich Rotwein und Pasta mit Knoblauch. Nach einer gemeinsamen Stunde halten wir uns alle noch nicht an den Händen, aber die Stimmung ist äußerst freundschaftlich; wir sind uns näher gekommen. Die Dämmerung bricht herein, und als der Wirt die Windlichter anzündet, gehen die Spatzen, die von unserem Weißbrot genascht haben, schlafen! ;-)

Schön wäre es wirklich, wenn wir uns alle treffen mit Fady im September in Rostock.
Und wirklich, die Sonne wird scheinen.

Mit freundlichen Grüßen an alle, die Musik lieben und zur Sentimentalität neigen.

Alles Gute und bleibt gesund

EUER LUDWIG


(by Ludwig, Fotos by Nelly)

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