Kann das Oberhausen-Konzert als Quantensprung gelten in Fadys musikalischer Entwicklung, so wurde gestern ein Tor zu einer "neuen Welt - at last" aufgestoßen: ein Tor zu einem erwachsenen Fady, der in sich ruht und weiß, was er will. Der sich nicht (mehr) einem vorgeblichen Geschmacksdiktat unterwerfen muss, das seiner Stimme nie gerecht wurde. Ein kompromißloser Fady, der souverän und selbstbewusst seine Vielseitigkeit zeigt und sich der Musik wirklich hingibt. Fady und Jazz - das gehört zusammen. Ich habe schon immer sein völliges Versinken in seine Songs geliebt und wurde gestern reich belohnt mit Gesten, Mimik, Eintauchen in eine andere Welt. Besonders begeistert haben mich von Ralphs Arrangements die besonders gelungenen "Neu"versionen von alten Fadyhits: Some Music, Fire (immer wieder Fire), Blessed - allen drei Songs steht das neue Kleid sehr, sehr gut. Wir werden bei Fady ja verwöhnt mit immer wieder neuen Varianten seiner Songs bei Liveauftritten - aber gestern, bei der Premiere des neuen Programms "Voice & Soul", war ich doch überrascht von den jazzigen Fassungen - Fady war intensiver. Überzeugender. Richtiger. Selten kam seine außergewöhnliche Stimme so zur Geltung. Weiter so, Fady, das ist genau dein Ding! [wenn jetzt natürlich noch ein paar "orientalische" Songs in das Programm eingearbeitet würden, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt :)) ]. Soll ich jetzt noch von den Gesten schwärmen, die ich heimlich "arabesk" nenne? Er sprach nicht nur mit seiner Stimme zu uns, nein, auch mit den Händen, die die Musik nachzeichneten, mitlebten. Soll ich von den tiefen Tönen sprechen, die mich mitten ins Herz treffen? Soll ich von Ralphs erleichtertem Aufseufzen nach dem Konzert berichten, der bei seinen so gelungenen Arrangements gar nicht notwendig gewesen wäre, wurde doch das Publikum (der größte Teil zumindest) direkt von der besonderen Stimmung des Abends erfasst? So wie Fady auf seinem Barhocker groovte, mit kleinen Gesten, ohne übetriebene "Show", so gingen auch die Anwesenden mit dezenterem Schwung mit: es gab tosenden Applaus für die Soli der sehr guten Musiker und kollektive Aufseufzer bei den noch besseren Stellen (wenn man denn nun den Auftritt in bessere und noch bessere Stellen überhaupt aufsplitten mag).
Allerdings gibt es nicht nur Positives zu berichten: Manchen Konzertbesuchern war offenbar bei Fadys Ankündigung, dass er viele Songs aus seiner früheren Pianobarzeit singen wird, die Silbe "Bar" besonders wichtig, und sie verbrachten das Konzert nicht mit Zuhören, sondern mit hektischen Versorgungsgängen an eben jene Bar - eineinhalb Stunden ohne Alkohol wäre offenbar eine zu harte Zeit für so manche - ich hoffe, dass die Betreffenden sich in Hamburg und Köln direkt an der Bar niederlassen und uns das Konzert genießen lassen. Besonders hartnäckige Bierholer mussten sogar während des Konzertes sicher ein Viertel der Zeit nach hinten schauen, weg von Fady und den Musikern, zur Bar.... Ich bin immer noch sprachlos. Und dass Damen im fortgeschritteneren Alter nach vorn schreiten, um ein Stofftier auf Fadys Oberschenkel regelrecht festzutackern, darf mich doch wundern, oder? Der Grüne Salon war nicht optimal von der Raumaufteilung: ein zu schmaler, langer Raum, zudem vollgestellt mit Plastikstühlen, die dem feierlichen Rahmen eher einen Anstrich von Schulaula gaben (das würde dann auch das Verhalten unserer Barläufer erklären...) - eIn adäquaterer Rahmen wäre wünschenswert - der Raum hatte Ansätze zu einer wirklich gelungenen Location. Auch laute Unterhaltungen kamen zu Gehör... Aber ich schweige nun, freue mich auf die nächsten beiden Voice & Soul-Konzerte... und stelle fest, dass alles, was ich grad schrieb, von Flora kürzer und knapper gesagt wurde: "Ich fand das Konzert phänomenal, grandios, umwerfend, einzigartig, traumhaft und zeitweise zum Weinen schön, hach!!! Die Band ist der Wahnsinn!!!!
Ich saß am Rand und was ich so gar nicht nachvollziehen konnte, war die Tatsache, dass einige Leute während des Konzertes pausenlos hin und her laufen mußten, oder ständig dazwischen gackerten und schwätzten. Manche Leute schaffen es wohl nicht, sich einfach nur mit Haut und Haaren der Musik hinzugeben, schade drum!"
(by ameno und Flora, Fotos by uneFan)
Samstag, 2. Oktober 2010
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4 Kommentare:
Ein ebenso intensiver Bericht, wie das Konzert wohl gewesen sein muss,danke!
Fadys Fähigkeit ganz in der Musik zu versinken hat uns ja beim ersten FC-Konzert in Köln schon restlos gefangen genommen, und jetzt "zappele" ich natürlich umso mehr nochmal "Köln" entgegen.
Das Rumlaufen und Palavern ist mir sogar in den Videos als extrem störend aufgefallen, Rücksichtnahme auf andere Besucher und die Künstler hat für meinen Begriff was mit Anstand zu tun.
Vielen Dank für diese sehr adäquate Zusammenfassung eines außergewöhnlichen Konzertes, ich finde mich darin wieder.
Alles Liebe Mandy.
Liebe Ameno,
vielen Dank für diese schöne und äußerst treffende Konzertkritik - ich kann dir da nur zustimmen. Für mich persönlich war das Wichtigste und Eindrucksvollste, das sich in Fadys musikalischem Austausch mit den Musikern so viel Möglichkeiten und Potentiale eröffnen. Dazu muss man kein Jazzfan sein oder jedes einzelne Stück mögen. Ein solches Konzert macht einfach spürbar, dass es in viele spannende Richtungen weitergehen kann (und wird :).
Danke!
Judith
Wir konnten ja leider nicht dabei sein,daher macht uns Dein Nachempfinden sehr neugierig auf Hamburg ,wo wir nächste Woche mithören/sehen dürfen :))Und mein Flora-Schnuckie hat das letzte Wort,wie schön ♥
Lieben Danke
Roxane :)
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