Als ich auf der Rückreise vom Fady Maalouf Konzert in Recklinghausen im üblichen "nach-dem-Konzert-Delirium" auf dem zugigen Bahnsteig in Essen stand, riss mich die Lautsprecher- Durchsage: „Der Zug hat mindestens eine halbe Stunde Verspätung wegen Personen auf den Geleisen!“ aus meinen traumwandlerischen Gedanken, die auf der Suche nach einem Aufhänger für den Bericht waren. Was für menschliche Tragödien hinter so einer Nachricht stehen mag ich hier gar nicht erörtern, jedoch hat sie mir schlagartig die Augen geöffnet, hatte ich mich doch gerade über "keine besonderen Vorkommnisse" im Hinblick auf die reibungslos Anreise, das vorzügliche Hotel usw. beklagt. Obwohl ich eigentlich ein wenig fassungslos konstatiere, dass das mein 7. Fady-Konzert war, wer hätte das je gedacht, gewöhnt man sich leicht sowohl an das Angenehme, wie auch an kleinere nicht einkalkulierte Widrigkeiten.
So empfand ich es nicht als besonderes Vorkommnis, als eingefleischter Morgenmuffel um 02.30 Uhr aus dem warmen Bett zu hüpfen, um mit einer mir verhassten Autofahrt von 1.5 Stunden den Zug in Basel zu erreichen. Selbstverständlich erschienen auch meine zuverlässigen Freundinnen StärnliCH und Rica3 pünktlich vor Ort. In der doch etwas trist anmutenden Umgebung der Vest-Arena war das Hotel ein erfreulicher Anblick, und die langsam eintrudelnden Mitfans sorgten für Stimmung. Beim leckeren Mittagessen erzeugte allerdings die überraschende Tatsache, dass der Grund unserer Reise im ebenfalls öffentlich zugänglichen Nebenraum speiste, für ein flaues Gefühl des Bedauerns, verbot doch der Fan-Knigge selbstredend einen nachträglichen Platzwechsel. Ach hätten wir uns doch vorgängig für den anderen Raum entschieden – Fady so nah, und doch so fern.
Obwohl man unterdessen an das übliche Getümmel beim stundenlangen Anstehen vor den Toren gewöhnt ist und die Zeit zum Kontakte knüpfen und pflegen nützt, muss ich diesmal doch das unglaublich rüpelhafte Betragen der Security bemängeln, wurde ich doch von dem Herrn grob am Genick gepackt und mit Schwung zur Seite gedrückt, obwohl da gar kein Platz war, um weichen zu können. Warum hat man Personen, die Geleitschutz brauchten nicht einfach durch den Nebeneingang geführt? Nun gut, der Ärger weicht angesichts der wartenden Musikinstrumente auf der Bühne rasch der Vorfreuden; nicht mehr lange….Die als Vorband engagierten "Kaminski", die wegen Krankheit gerade mal mit 2 Personen auftreten mussten, schlugen sich wacker – kein Thema, obwohl Deutsch-Rock nicht so ganz mein Ding ist.
Und dann endlich, tief durchatmen - das besondere Vorkommnis überhaupt - der Fixstern unseres kleinen Universums: Fady Maalouf und seine Jungs betraten unter dem üblichen Jubel des Publikums die Bühne. Wie bei "Turnstunden" üblich begann das Programm mit "Warm-up-Übungen", um dann die Glut stetig anzufachen und mit "Burn" den Funkenschlag zum Flächenbrand zu legen, bei dem wohl jeder Zuhörer ins Schwitzen kam, sowohl emotional, als auch durchs Tanzen. So kamen anfangs vor allem die Fans balladesker Titel, wie "Amazed", "Opening night", "To let go", "Perfect", usw. zu ihrem Recht, die wie gewohnt einfühlsam, mit kraftvoller Stimme gesungen wurden.
Den krönenden Abschluss davon bildete das von Fady selbst geschriebene "I still cry", ein aussergewöhnliches, anspruchsvolles Lied, das sein ganzes Potenzial erst bei mehrmaligem Hören entfaltet, sich dann aber sicher im Gehörgang einnistet.
Der Ohrwurm "Burn" leitete zum rasanteren Teil des Abends über, wobei noch weitere altbekannte Songs wie "Show me your love", "Good thing" und "Sway" dank der Unterstützung der grossartigen Band, Fadys wunderbar variabler Stimme und nicht zuletzt der immer ansprechenderen Performance, die Stimmung immer mehr aufgeheizt wurde.
Fady strafte seinen kleinen Joke, „man soll nicht mit dem Feuer spielen“ vor seinem ebenfalls neuen Titel "Fire"; selber Lügen, indem er uns mit "Mercy"," Freedom" und "Sway" unter Strom setzte und dann dem ganzen Spiel mit dem Feuer mit "Kiss" die Krone aufsetzte, wie mir die mehrfachen Kommentare hinter mir bewiesen: "the sexiest man alive" war da zu hören. Nun ja, die etwas gestandenere (oder verklemmtere?) Hausfrau versteigt sich zwar nicht in solche Äusserungen, ist aber auch nicht gewillt, diese zu negieren.
Bei der lauthals geforderten Zugabe wurden mit "I will survive" noch die Freunde von Dance-Songs bedient, danach durften wir uns nochmals von Fadys einzigartiger Version von "Billy Jean" tragen lassen, die diesmal dankenswerterweise einmal nicht von unpassenden Zwischenrufen gestört wurde. Ein letztes Mal "Burn" zum Mitsingen und die Show war für unser aller Gefühl leider viel zu schnell vorbei.
Es war einfach nur grandios. Fadys Stimme war wieder voll da, sein Outfit perfekt, Farbtöpfe höchstens wohl dosiert eingesetzt, und seine Performance wurde von besserer Mimik, tollen, nicht übersteigerten Tanzeinlagen und witzigen Sprüchen aufgewertet. Der Adler auf dem Gürtel samt Spruch löste bei mir ein "déja vu" aus: allerdings war es bei Elvis damals eine Eule.
Wie mir ein kleines Mäuschen geflüstert hatte, war auch der Star des Abends persönlich sehr zufrieden, und er hatte sich über eine gut gefüllte Halle, altbekannte und vor allem auch neue Gesichter gefreut.
Nach ausgiebigem Meinungsaustausch, kurzer Nachtruhe und vergeblicher Hoffnung, auf ein "gemeinsames Frühstück", endete die Rückreise trotz Unterbrechungen am Ende noch planmässig. Ich trotzte den Traditionen und fand mein Vehikel auf Anhieb wieder, machte dann aber dank des sintflutartigen Regens, der das Lesen der Strassenschilder verunmöglichte, nochmals einen unfreiwilligen Abstecher von Basel nach Deutschland und schaffte schlussendlich völlig erledigt die grässliche Heimfahrt ohne Crash. Dass mich zuhause keine besonderen Vorkommnisse im Stall erwarteten, habe ich meiner "first family" zu verdanken, die mir dank ihres Einsatzes dieses traumhafte Wochenende ermöglicht hat. DANKE!
(by dreamdancer, Fotos by home, FadysKirsche und Nelly)
1 Kommentar:
Wie immer köstlich geschrieben. Love it.
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