Also, eigentlich sag ich ja immer „Wer lesen kann, der kann auch kochen“ - auf jeden Fall nach Gebrauchsanweisung. Aber - fremde Rezepte aus einem fernen Land, fremde Räume, fremde Mitstreiterinnen, von denen einigen Bulgur und Koriander unbekannt, des richtigen Umgangs mit diversen Zutaten unkundig, und die Rosenwasser für einen Badezusaz oder ein Aftershave halten ;-) - da sind Zweifel am Gelingen erlaubt. Waren zu meiner großen Überraschung aber völlig überflüssig. Außer der Linsensuppe, die nicht so ganz mein Fall war, hat mir alles vorzüglich geschmeckt! Und ich gehöre nicht zu denen, die sich für einen Feinschmecker halten, weil sie süß und sauer voneinander unterscheiden können. Ich bin ein leidenschaftlicher Genießer und eine entsprechende Köchin. Ich kannte die libanesische Küche nicht, sie liegt mir mit ihren Gewürzen, Knoblauch und Zitrone aber sehr! Ich freue mich, dass ich sie auf diese besondere Weise kenngelernt habe.
Ich glaube, nicht nur ich stand aus diversen Gründen unter Anspannung, die sich aber auflöste wie ein Frühnebel in der Sonne, als die leckerste Zutat von allen einschwebte. Comme „l' Entrée Mystère d'un Rêve“, diese Vorspeise hatte ich in meinem Menu vergessen. Wie ein Eisläufer von Holiday on Ice glitt Fady durch den Raum, verbreitete im Nu die Leichtigkeit des Seins, und die Arbeit wurde zum spielerischen Vergnügen.
Schnell war zu erkennen, dass Fady auch am Herd weiß was er tut! Da ich mit dem Resultat des 'Spinat mit Reis und Pinienkernen' noch nicht ganz glücklich war, schmeckten Fady und ich immer noch mal ab, bis wir uns für diese zusätzlichen Gewürze entschieden: Fady für Curry Jaipur und ich für Koriander. Rosinen hatten der Küchenchef und ich bereits ohne zu fragen untergemischt.
Der Küchenchef war mit mir auch ganz einer Meinung, die Pinienkerne ohne Öel zu bräunen. Nicht zu heiß, sie verbrennen dann leicht – und ständig bewegen, das braucht etwas Geduld. Und auch der Knobi darf nicht zu grob gehackt sein, es spielt nach meiner Erfahrung wirklich eine Rolle für Zutaten, wann und in welcher Beschaffenheit sie dem Ganzen zugefügt werden.
An der Tafel saß ich am weitesten von Fady entfernt, konnte ihn weder sehen noch verstehen. Beim Dessert hatte ich ihn dann aber fast ganz für mich. Ich habe mit ihm über Presse und Radiosender gesprochen. Er meint bei seinem Album Blessed sei wohl „schon alles gelaufen“, aber wenn das neue raus ist, würde er sich freuen, wenn wir uns daraus Titel bei den Sendern wünschen würden. Ehrensache!! Dann starten auch wir wunsch- und votingmäßig wieder richtig durch, das ist doch versprochen, oder?
Beim Eis mit Rosenwasser verdrehte er die Augen und schien mich zu fragen, wieso fällst du bei diesem Geschmack nicht in Ohnmacht? Ich war nahe dran, aber nicht wegen des Eises, und wahrte Contenance. Fady ist nicht nur on Stage atemberaubend, lässt einem im persönlichen Gespräch aber dank seiner bezaubernden Nonchalance genügend Luft, um nicht zu kollabieren.
Ich gebe es auf darüber nachzudenken, was dieses Wesen so unbeschreiblich macht – was hat er in seinen Mitochondrien, das andere nicht haben? Welch kraftvolle und gleichzeitig leichte Energie steckt in ihm! Trotz dieses geballten Charmes in traumhafter Verpackung, habe ich mich in seiner Nähe sehr wohlgefühlt. Es war so leicht – er macht es einem leicht!
(by Alster)
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3 Kommentare:
Nach diesem interessanten Bericht, wird immer klarer,dass es eine doppelte "Tragödie" ist, nicht dabei gewesen zu sein, wenn man sich wirklich auch fürs Kochen interessiert.
Ja,wirklich...sehr interessanten Bericht ist das!Ich habe den Artikel mit großem Interesse gelesen!Super Blog :)
Wie wundervoll geschrieben!!!!! Danke
Katrin
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