Klassischerweise müssen Märchen mit „Es war einmal“…. beginnen, aber was würde es schaden, einmal den Staub von den Buchdeckeln zu pusten und ein aktuelles Märchen zu erzählen:
„Es begab sich also vor ein paar Tagen…..
Am Abend des dritten Adventssonntags steckte Nina unter einigen Schwierigkeiten den Schlüssel ins Türschloss ihrer kleinen Wohnung, kein leichtes Unterfangen, mit einer Reisetasche in der einen Hand, den neuen Schirm unter den Arm geklemmt, einem Kalender mit dem Kinn auf dem Knie fixierend und einem zusammengerollten Poster unter dem anderen Arm. Klack – endlich sprang das Schloss auf und erleichtert aufseufzend zwängte sie sich durch die Tür und schloss diese mit einem Tritt wieder.
Sie stellte das ganze Gepäck erstmal mitten im Raum auf den Teppich und liess sich erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln aufs Sofa sinken. Was für ein Wochenende!
Nachdem sie etwas zu Atem gekommen war, liess sie ihren Blick nachdenklich durch den Raum schweifen und wunderte sich, dass er eigentlich noch immer gleich aussah, wie vor einem Jahr, aber trotzdem so anders wirkte.
Na gut, da gab es ein signiertes Foto auf dem Bücherregal und ein Kerzenarrangement auf dem Tisch, denn einen Weihnachtsbaum würde sie nie und nimmer aufstellen. Letzten Advent hätte sie noch jeden vor die Tür spediert, der mit einem Adventskranz aufgekreuzt wäre.
Weihnachten – sentimentaler Kinderkram und reine Geschäftemacherei!
Plötzlich verspürte sie bei der Erinnerung an das damalige Gefühl verzweifelter Einsamkeit einen Kloss im Hals und eine verirrte Träne bahnt sich verstohlen einen Weg über ihre Wange. Aber die grosse Sintflut, welche das blockierende Geröll vor der Tür zu ihrer Seele weggespült hatte, lag endgültig hinter ihr.
Als sie damals mit einem entzückten Aufschrei aufgesprungen war, das Radio auf volle Lautstärke zu drehen, hatte der Klang einer unglaublichen Stimme all ihren Frust und ihren Schmerz aufgelöst.
Der Platz neben ihr auf dem Sofa war zwar immer noch leer, aber sie war jetzt in der Lage, alles mit anderen Augen anzusehen.
Denn sie hatte damals spontan etwas völlig Unerhörtes, Atypisches getan: sie war der Ankündigung im Radio gefolgt und hatte sich auf die Socken gemacht, um den Menschen, der hinter dieser Stimme steckte, ganz einfach einmal in Natura zu sehen und war dabei in den unergründlichen Tiefen zweier strahlender Augen einem Engel begegnet. Einem Engel, der ganz unauffällig in ihrem Unterbewusstsein ein kleines Steinchen angestossen hatte.
Dieses kleine Steinchen begann zu rollen und riss auf seinem Weg immer mehr Einsichten mit, bis es zu einer Geröll-Lawine der Erkenntnis angewachsen war, die ihr die Augen für eine unbequeme, aber unumstössliche Wahrheit geöffnet hatte: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied! Auch Undenkbares ist möglich, wenn man bereit ist, auch seine vergrabenen Möglichkeiten auszuschöpfen und konsequent mit Freude daran zu arbeiten.
Mit dieser veränderten Einstellung hatte sich auch ihre Ausstrahlung und Wirkung auf andere geändert.
Es war ihr gelungen, sich wieder anderen Menschen ein Stück weit zu öffnen und Freunde zu gewinnen, die wundersamerweise ganz von selber auf sie zukamen, sie brauchte sie nur willkommen zu heissen.
Bei jedem der unvermeidlichen kleinen Rückschläge entpuppten sich die einfühlsame Stimme und die Erinnerung an einen eindringlichen Blick von der Farbe polierten Mahagonis als hilfreiche Assistenten, so dass sie keine Bitterkeit mehr empfand, höchstens gelegentliche Wehmut.
Mit einem kleinen selbstironischen Kopfschütteln schnappte sich Nina die bereitliegende Streichholzschachtel und entzündete 3 Kerzen, als zögerndes Eingeständnis an die Adventszeit, schliesslich hatte sie gerade ihr schönstes Geschenk bekommen, ein gemeinsames Wochenende mit vielen Freunden bei zwei wunderbaren Weihnachtskonzerten.
Für „Driving home for christmas“ war sie wohl noch nicht bereit, aber sie würde den ersten Schritt machen und anrufen, wer weiss!
Moderne Engel haben keine Flügel, sie lassen sich zur Erfüllung ihrer Missionen heutzutage gelegentlich in besondere Menschen beamen, und das wohl auch nur temporär, um nach getaner Arbeit den nächsten Job anzunehmen. Deshalb müsst ihr sehr achtsam sein, wenn ihr sie nicht übersehen wollt. Es wäre möglich, dass sie euch die Haare schneiden, das Gepäck tragen oder sogar einen Kaffee servieren.
(Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind absolut gewollt und keineswegs zufällig, können aber nicht auf eine Einzelperson bezogen werden.)
(by dreamdancer, Collage by Kathy69)
„Es begab sich also vor ein paar Tagen…..
Am Abend des dritten Adventssonntags steckte Nina unter einigen Schwierigkeiten den Schlüssel ins Türschloss ihrer kleinen Wohnung, kein leichtes Unterfangen, mit einer Reisetasche in der einen Hand, den neuen Schirm unter den Arm geklemmt, einem Kalender mit dem Kinn auf dem Knie fixierend und einem zusammengerollten Poster unter dem anderen Arm. Klack – endlich sprang das Schloss auf und erleichtert aufseufzend zwängte sie sich durch die Tür und schloss diese mit einem Tritt wieder.
Sie stellte das ganze Gepäck erstmal mitten im Raum auf den Teppich und liess sich erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln aufs Sofa sinken. Was für ein Wochenende!
Nachdem sie etwas zu Atem gekommen war, liess sie ihren Blick nachdenklich durch den Raum schweifen und wunderte sich, dass er eigentlich noch immer gleich aussah, wie vor einem Jahr, aber trotzdem so anders wirkte.
Na gut, da gab es ein signiertes Foto auf dem Bücherregal und ein Kerzenarrangement auf dem Tisch, denn einen Weihnachtsbaum würde sie nie und nimmer aufstellen. Letzten Advent hätte sie noch jeden vor die Tür spediert, der mit einem Adventskranz aufgekreuzt wäre.
Weihnachten – sentimentaler Kinderkram und reine Geschäftemacherei!
Plötzlich verspürte sie bei der Erinnerung an das damalige Gefühl verzweifelter Einsamkeit einen Kloss im Hals und eine verirrte Träne bahnt sich verstohlen einen Weg über ihre Wange. Aber die grosse Sintflut, welche das blockierende Geröll vor der Tür zu ihrer Seele weggespült hatte, lag endgültig hinter ihr.
Als sie damals mit einem entzückten Aufschrei aufgesprungen war, das Radio auf volle Lautstärke zu drehen, hatte der Klang einer unglaublichen Stimme all ihren Frust und ihren Schmerz aufgelöst.
Der Platz neben ihr auf dem Sofa war zwar immer noch leer, aber sie war jetzt in der Lage, alles mit anderen Augen anzusehen.
Denn sie hatte damals spontan etwas völlig Unerhörtes, Atypisches getan: sie war der Ankündigung im Radio gefolgt und hatte sich auf die Socken gemacht, um den Menschen, der hinter dieser Stimme steckte, ganz einfach einmal in Natura zu sehen und war dabei in den unergründlichen Tiefen zweier strahlender Augen einem Engel begegnet. Einem Engel, der ganz unauffällig in ihrem Unterbewusstsein ein kleines Steinchen angestossen hatte.
Dieses kleine Steinchen begann zu rollen und riss auf seinem Weg immer mehr Einsichten mit, bis es zu einer Geröll-Lawine der Erkenntnis angewachsen war, die ihr die Augen für eine unbequeme, aber unumstössliche Wahrheit geöffnet hatte: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied! Auch Undenkbares ist möglich, wenn man bereit ist, auch seine vergrabenen Möglichkeiten auszuschöpfen und konsequent mit Freude daran zu arbeiten.
Mit dieser veränderten Einstellung hatte sich auch ihre Ausstrahlung und Wirkung auf andere geändert.
Es war ihr gelungen, sich wieder anderen Menschen ein Stück weit zu öffnen und Freunde zu gewinnen, die wundersamerweise ganz von selber auf sie zukamen, sie brauchte sie nur willkommen zu heissen.
Bei jedem der unvermeidlichen kleinen Rückschläge entpuppten sich die einfühlsame Stimme und die Erinnerung an einen eindringlichen Blick von der Farbe polierten Mahagonis als hilfreiche Assistenten, so dass sie keine Bitterkeit mehr empfand, höchstens gelegentliche Wehmut.
Mit einem kleinen selbstironischen Kopfschütteln schnappte sich Nina die bereitliegende Streichholzschachtel und entzündete 3 Kerzen, als zögerndes Eingeständnis an die Adventszeit, schliesslich hatte sie gerade ihr schönstes Geschenk bekommen, ein gemeinsames Wochenende mit vielen Freunden bei zwei wunderbaren Weihnachtskonzerten.
Für „Driving home for christmas“ war sie wohl noch nicht bereit, aber sie würde den ersten Schritt machen und anrufen, wer weiss!
Moderne Engel haben keine Flügel, sie lassen sich zur Erfüllung ihrer Missionen heutzutage gelegentlich in besondere Menschen beamen, und das wohl auch nur temporär, um nach getaner Arbeit den nächsten Job anzunehmen. Deshalb müsst ihr sehr achtsam sein, wenn ihr sie nicht übersehen wollt. Es wäre möglich, dass sie euch die Haare schneiden, das Gepäck tragen oder sogar einen Kaffee servieren.
(Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind absolut gewollt und keineswegs zufällig, können aber nicht auf eine Einzelperson bezogen werden.)
(by dreamdancer, Collage by Kathy69)
6 Kommentare:
Ich denke, in dieser Geschichte werden sich viele wieder finden.
Sehr treffend geschrieben.
Meine liebe Carmen, auf deinem Kachelofen sitzt es sich soo bequem ;-) und wenn Du dann noch Märchen dazu erzählst, dann möchte ich gar nicht mehr weggehen.
Danke für diese wunderschöne Geschichte, die mich rein zufällig, an mir bekannte Personen erinnert! ;-))
Freue mich schon sehr, in absehbarer Zukunft, Deine gesammelten Werke veröffentlicht zu sehen! lol
Du bist in jeder Hinsicht eine Bereicherung in meinem Leben. Freu mich auf noch ganz viele gemeinsame Erlebnisse mit Dir! Ganz liebe Grüsse, auch an Deine Familie ♥
Eliane
Angela
Schöne Geschichte , habe ich sehr gerne gelesen ♥
Danke meine liebe Carmen für diesen bewegenden, das Herz berührenden Tagebucheintrag!
Dieses "Märchen" hat uns durch das ganze Jahr getragen und wir blicken mit Vorfreude auf ein weiteres Kapitel im Jahre 2010...:-)!
Das ist eine sehr treffende Geschichte, die sicher auf etliche zutrifft. Ganz toll geschrieben und diejenigen, die sich darin auf irgendeine Art wiederfinden, sollten die Geschichte mit viel Überlegung lesen, denn es steckt sehr viel Sinn darin, und vielleicht dient sie dazu, manchen Menschen Mut zu machen, mit Krisen positiv umzugehen.
Der Schreiberin ein herzliches Danke für diese Zeilen, Du bist echt eine Bereicherung für uns alle mit Deinen Zeilen, und ich freu mich ebenfalls, Dich immer wieder bei Fadys Konzerten zu treffen...
Wünsche Dir noch ein schönes restliches Weihnachten und frohe Stunden mit Deiner Familie.
Herzliche liebe Grüsse Bärbel
Vielen lieben Dank für dieses schöne Märchen!
Die Überschrift stimmt zwar, aber:
Moderne Engel haben so viele Fans, die gern ihre Flügel sein möchten (in Anlehnung an den Text zu "Papillon d'amour" von Fady Maalouf).
Ganz liebe nachweihnachtliche Grüße!
Karen
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