Samstag, 10. Juli 2010

FADY PUR - weg vom Pop hin zum Chanson ♥☼♥

Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. Mit dem Rolli wurden wir wieder einige Minuten früher in die abgedunkelte Veranstaltungshalle gelassen. Auf der Bühne steht nur ein riesiger Bösendorfer Flügel. Es wurden die Tasten der hohen und höchsten Töne angeschlagen, die wiederum von einer hohen Singstimme begleitet wurde. Aus dem Bühnendunkel löst sich plötzlich Fady im Huckleberry-Finn-Outfit, worin er wie ein Lausbub aussieht! Schelmisch ruft er uns zu: "Wieso seid Ihr so braun?" Wir erwidern ein wenig blöd: Die Sonne scheint ja auch so toll in Deutschland:-)

Fady kommt zu uns herüber und wir reden eine kleine Weile. Anschließend macht mein Herzblatt noch ein Foto von dem Lausbub in Bermudas, dann verschwindet er mit den Worten: Ich muß mich noch umziehen !

Zum Konzert ist Fady ganz in schwarz gekleidet, Hose, Jackett und langärmliges Shirt mit Silberaufdruck, sehr dezent…. ein Edelkünstler eben!!

Nach einem klassisch anmutenden Klavierspiel kommt Fady auf die Bühne und singt den Standard: Cry me a river. Große Klasse, wie er auch agiert, die Gestik, ganz ein großer Chansonier, der mit den Händen bestimmte Textpassagen unterstreicht, herausragend.

Bei den weiteren Titeln steht im Vordergrund das Klavierspiel, auch sehr beeindruckend. Vorzüglich ist Fadys Stimme und der Gesang einzigartig.
Es ist fast unmöglich zu beschreiben, mit welch einem Gefühl er seine Songs darbietet. Schaut man in sein Gesicht, bemerkt man den Schmerz, den er fühlt, wenn es ein trauriges Lied ist, fast persönlich. Ich habe dergleichen noch nie erlebt.
Fady, Klavier und Stimme bringen so manch sentimentale Saite unserer Seele zum schwingen. . . . . . . . . . die Augen beginnen zu tropfen.

ER zeigt heute Abend, was er wirklich drauf hat, gesanglich sowie stimmlich und pusht das Publikum von einem Gänsehautschauer in den nächsten. Vielleicht darf man sagen, dass diese Leistung Weltklasseniveau erahnen lässt.

Erstmals macht Fady die Zwischenansagen mehrheitlich auf deutsch. Witzig, charmant, ironisch, selbstironisch. Er ist schon eine, sorry, richtige Rampensau !!

Im zweiten Teil singt Fady halbplayback zu seinen persönlichen Hits. Auch mein Favorit „Vers les étoiles“ ist dabei, Grace à Fady, großes Dankeschön, es war riesig!!!

Nach dem Konzert stürmen wir alle in die umliegenden Restaurants und Pizzerien, auf ein kühles Bier, einen schönen Weißwein und eine halbe oder ganze Pizza. Wie um den Abend zu krönen, bescheint ein großer gelber Vollmond unseren Tisch und wir alle fühlen „Kissing Hat“nlight":))

Dies war wirklich eines der schönsten Konzerte bisher, magnifique. Die Erinnerung wird uns noch länger begleiten……Die Begegnung mit lieben Fadyanern kommt in diesem Bericht etwas kurz, da die musikalische Leistung beeindruckend stark im Vordergrund stand. Es war umwerfend und einmalig……. und das Schönste ist, am nächsten Tag geht es weiter …………………….

EUER LUDWIG

(by Ludwig, Fotos by Roxane und ameno)

Sonntag, 4. Juli 2010

Feuerwerk im Feierwerk

Dass die langersehnten sommerlichen Temperaturen auch ihre Nachteile haben, war mir ja schon länger klar, aber dass ich nach einem Konzert die Reste in unserer antiquaren Holzheizung vermissen würde, hätte ich doch nicht gedacht, aber als Nichtraucher fehlt mir jetzt die Asche, die ich auf mein Haupt streuen sollte!

Das rührt daher, dass ich mich gerade in Reue ergehe, früher die Musik aus Lokalen, die ich zugegebenermassen eher aus Fernsehfilmen kenne, immer als langweiliges „Pianobar-Geklimper“ bezeichnet zu haben. Background-music, die eigentlich keiner so richtig zur Kenntnis nimmt.

Wenn ich je eines Besseren belehrt wurde, dann am Samstag in Garching. Fadys Auftritt hat den Begriff „Pianobar“ für mich in ganz andere Dimensionen katapultiert: das war Faszination pur!

Mit „Who want’s to be perfect? Not I“ hatte Fady sich selber Lügen gestraft, gewollt oder nicht: er war es!

Das ganze Konzert mit allem Drum und Dran war für meine Begriffe einfach perfekt!

„Heiss“ war dann auch die Ueberschrift für das Konzert in München am Sonntag, wobei die sommerlichen Aussentemperaturen nur eine Nebenrolle spielten.

Die an sich schon warme, eher kleine Halle verwandelte sich im Laufe des Konzerts in eine Sauna, kein Wunder, hielt sie doch kaum einen Fan davon ab, mit dem Feuerwerk der 5 Jungs auf der Bühne mitzutanzen und zu klatschen.

Mit dem Eröffnungssong „Some music“ wurde gleich für Partystimmung gesorgt, die sich kontinuierlich steigerte. Die rockigen Songs, unter anderem „Fire“ und „Burn“ heizen mit der ganzen Band einfach am Besten ein. Bei „I still cry“ ziehe ich die Version mit Ricardos Pianobegleitung aber entschieden vor, da war die ganze Bandbreite der Töne perfekt zu hören, was für ein Song, was für ein Sänger!

Mir persönlich haben aber auch wieder die Akustik-Versionen, von „Anytime, Good thing und natürlich „She’s like the wind“ diesmal mit André und Pivo, den Atem geraubt, hierbei kommt Fadys Stimme am Besten zur Geltung!

Fady hat alle Register gezogen und sogar unsere Hymne „Blessed“ wieder einmal gesungen, was ebenso wie seine „Liebeserklärung“ an seine Fandys natürlich wieder für höchst emotionale Momente sorgte.



Wenn mich meine durcheinanderwirbelnden Erinnerungen nicht täuschen, wurde am Samstag „Holding on to water“ mit wunderschönen Fotos von grossen Wellen auf der Leinwand untermalt, wobei sich mir der Gedanke aufdrängte, dass die nichts im Vergleich zu dem Tsunami vorne auf der Bühne waren, der uns mit seiner grandiosen Darbietung alle weggefegt hat.

Vielleicht hätten solche Hintergrundbilder mit Wasser in der Kranhalle für etwas Abkühlung gesorgt.;)

Dass Konzertbesuche anstrengend sind, ist kaum was Neues. Schmerzender Rücken und Füsse sind die üblichen Begleiterscheinungen, selbst wenn man sich in der Kleiderwahl nicht im Geringsten einem Modediktat oder abstrusen Schönheitsvorstellungen unterwirft.

Das Glück zu haben, ein ganzes Konzert aus der Distanz von 2 Metern zur Hauptperson erleben zu dürfen, beschert aber ganz neue Herausforderungen.

Gewisse Hirnregionen rackern sich verzweifelt ab, optische und akustische Wahrnehmungen zu dividieren, um später in der Lage zu sein, irgendetwas, wenn auch nur ansatzweise Vernünftiges zum Gehörten wiedergeben zu können.

Der noch rudimentär vorhandene Fluchtreflex-Instinkt sendet hartnäckig wie ein Bewegungsmelder die ständig rotierenden Standorte der Kameras, und fordert die zuständigen Nervenzentren auf, um einen angemessenen Gesichtsausdruck besorgt zu sein, wahrscheinlich ohne nennenswerten Erfolg.

Apropos Kameras, hoffentlich ist der Star-Fotograf gut versichert, falls seine akrobatischen Einlagen zu Gelenkschäden oder gar Stürzen führen, aber voller Einsatz lohnt sich, wie man sieht.

Im Gegensatz zu Garching konnte ich mich mit der Location nicht so recht anfreunden, aber sobald Fady auf der Bühne auftaucht, ist die Aussenwelt kaum mehr von Belang. Hand aufs Herz, egal ob Fady in einem stillgelegten U-Bahn-Schacht, auf einem schlammigen Stoppelfeld oder in der Royal Albert Hall auftreten würde, für seine Fans gilt immer noch: anytime, anyplace, anywhere…..we’ ll be there.

(by dreamdancer, Fotos by ameno)

Samstag, 3. Juli 2010

Vom Reiz der Realität - ein Livekonzert mit Fady Maalouf


Seine Stimmfarbe ist zu seinem unverwechselbaren Markenzeichen geworden und diese Farbe hat für mich schon lange eine ganz andere Tragweite erreicht, als es der Begriff Musik eigentlich zulässt. Nach Mühlheim und dem Mailight in der Kreuzkirche, kann ich heute Fady Maalouf zum dritten Mal live auf der Bühne erleben.

Ich komme erst kurz vor Konzertbeginn in die Halle. Die Stimmung ist sehr entspannt und fröhlich. Sofort erkenne ich einige bekannte Gesichter in der Menge und habe noch Zeit, ein paar Worte mit Freunden zu wechseln. Wenige Augenblicke später bin ich schon mittendrin im Konzertgeschehen. Fady Maalouf betritt die Bühne und gehört nun allein der Musik. Was folgt, ist eine unbeschreiblich intensive und fröhliche Mischung der Extraklasse. Ich bekomme heute so viele meiner Lieblingslieder von Fady zu hören, dass ich es noch immer kaum glauben kann. Mitreißende Powersongs wechseln sich ab mit stimmgewaltigen Balladen, mal in Begleitung seiner Band, mal nur minimal vom Gitarristen begleitet. Das fasziniert mich. Es gibt einige wenige Stellen, bei denen sich die Band etwas mehr zurück nehmen könnte oder die Abmischung noch etwas sorgfältiger sein sollte. Doch Fady kommt mit seiner Stimme sehr gut durch, kann frei und völlig entspannt singen. Die Band läßt ihn atmen, unterstützt ihn, legt Klangteppiche, baut Stimmungen auf. Seine Mitmusiker von "GrooveUnit", allesamt handwerklich exzellent trainiert, garantieren, dass die gemeinsame Reise zu den magischen Momenten ein außergewöhnliches Konzerterlebnis ergibt. Dieses "Atmenkönnen" beflügelt Fady daher auch, seinem Publikum heute einmal mehr Spitzenleistungen bieten zu können.

In dieser Zeit sehe ich in den Massenmedien vor allem eine schnell vergängliche, effiziente, glatte Oberfläche, die aber offensichtlich beim Publikum sehr gut anzukommen scheint. Erfolg wird leider häufig als Gradmesser für glücklich machende Momente im Leben eines Künstles betrachtet. Aber es gibt sie dennoch, diese anderen Künstler. Der eine bereits auf der großen Bühne, der nächste auf der etwas kleineren, manch einer noch im Verborgenen. Ich meine die Künstler, die neue Wege gehen, die provozieren, fordern, herausfordern. Künstler, denen das Suchen nach den Grenzen und Abgründen in der Musik wichtig ist. Fady Maalouf zählt für mich zu diesen Künstlern. So hat er mich in den vergangenen Wochen und Monaten mit manchmal durchaus anstrengenden Tonlagen und Stellen in der Kopfstimme so gefordert, dass ich mir manche Titel erst erarbeiten musste. Mit Erfolg! Jetzt liebe ich Titel wie "I still cry", "Vers les etoiles" oder "Anytime" umso mehr, kann mich nicht an ihnen satt hören. Enorme technische Präsenz, fabelhafte Deutlichkeit, kaum überbietbare Reinheit. Es scheint, als suche Fadys Ohr den Raum nach Verbotenem, nach etwas noch nie da gewesenem ab. Es reizt ihn wohl, etwas zu machen, was niemand von ihm erwartet hat. Und es hat ihm zunächst sichtlich Mut gekostet, sich so zu präsentieren, hat aber gleichzeitig auch einen großen Spaß dabei. Bei Fady Maalouf spürt man das Interesse an der eigenen Klangfarbe, er sucht nach dieser Individualität. Vor nun zweieinhalb Jahren hörte ich Fady Maalouf im TV das erste Mal singen. Und ich hielt es für die schönste Sache der Welt. Er erschafft nackte einzelne Töne und kann etwa durch ein Vibrato einen Klang anschwellen lassen, dass es mir eine Gänsehaut macht. Viele Fans hatten Angst, dass Ihnen durch Fadys Weiterentwicklung etwas von diesem "ursprünglichen" Fady verloren gegangen ist. Aber dem ist nicht so. Es ist nichts verloren gegangen. Im Gegenteil. Fady ist reifer und reicher geworden, ein furchtloser Sänger mit überragender Technik und breit gefächertem Repertoire. Er variiert und oktaviert, wechselt in die Kopfstimme, bis sogar erfahrenen Musikkennern die Ohren schlackern. Und dennoch ist die Magie seiner Stimme "von damals" erhalten geblieben. "Vers les Etoiles" - dieses Lied ist eine wunderschöne, uralte, Ehrfurcht gebietende Kathedrale aus Musik. Ja, Fady Maalouf ist Musik. Aber er ist noch viel mehr: Philosophie, Verletzlichkeit, Kraft, Schönheit, Fröhlichkeit. Aus diesen Zutaten ist der geheinmisvolle Umhang gewoben, der seine Konzerte umgibt. Bei seinen Balladen und solch gefühlvollen Songs wie "Vers les Etoiles" oder "She's like the wind" fordert er von seinem Publikum höchste Aufmerksamkeit und Teilnahme. Er schenkt dafür unvergessliche Momente. Der Saal ist ganz still und alles Dasein ist wunderbar. Dann erfüllen scheinbar nie da gewesene Klänge den Raum und verklingen sanft in der Ewigkeit. Mit seinem lyrisch-expressiven Stil hat Fady Maalouf die Grenzen meines bisherigen Musikempfindens mutig überschritten - und gewonnen! Fady ist ein Phänomen. Stilsicher, ausgereift, hintergründig und im besten Sinne erwachsen wirkt er auf dem Podium. Er singt frei und stolz, voller Frische und Schwung, treibend und dringlich. Dieses Können, diese Kraft, verbunden mit seiner klugen und manchmal frechen Gelassenheit, stärken Fady Maalouf für die großen Bühnen. Wer so himmlisch singen und teuflisch kreischen kann (lacht), dem traue ich nun alles zu :-)))

Fady Maaloufs Studioaufnahmen sind großartig, einfach wundervoll. Doch wird ein mp3-Player immer nur einen komprimierten Klang wiedergeben können, der in den unteren und oberen Bereichen, in der Dynamik und im Ausdruck beschnitten ist. Dadurch wird alle hörbare Struktur nivelliert, die Musik ist nie ganz leise oder laut zu hören. Eigentlich fatal, weil damit eine Sensibilität des Gehörs abtrainiert wird. Die Musik aber lebt doch gerade vom Subtilen und Eruptiven: von der Welt zwischen Rosenblüte und Vulkanausbruch! Von der traurigen leisen Melancholie eines "To let go" bis hin zum Weltschmerz in ein und dem selben Titel. Das macht für mich dieser Song aus. Dies kann nur ein Live-Konzert widerspiegeln. Fady Maalouf weiß ganz genau, wass er singt, ich nehm ihm jedes Wort ab. Nur hier auf der Bühne wird seine Präsenz und die Botschaft der Titel zur Wahrheit und somit zu einem maximalen Genuss. Das ist der Reiz dieser Realität. Es ist zunächst die Wucht des Werks, die emotionale Kraft und Tiefe der Interpretation, idealerweise von Fady mit großer Leidenschaft vorgetragen. Die Symbiose aus einem Meisterwerk und der Live-Erfahrung macht es so besonders. Es gibt heute Momente, die mich zu Tränen rühren, wenn ich sehe und höre, mit welcher Hingabe sich Fady Maalouf das Herz aus dem Leib singt.

Auch ein fröhlicher und ausgelassener Fady ist heute auf der Bühne, sein verschmitztes Lächeln deutet es bereits früh an, dass er bald den in ihm wohnenden Entertainer und Clown nicht länger zügeln kann. Mit einer unwiderstehlichen Darbietung von "Burn", "Fire", "Holding on to Water" oder "Will you still love me tomorrow" verabreicht uns Fady eine ordentliche Dosis Adrenalin. Opium fürs Ohr. Opium für unsere Hüften. Die Halle bebt und ein Feuerwerk wäre nun beruhigend nach diesen rasenden Nummern. Es herrscht ausgelassene Freude bei diesen Titeln, sie ist einfach da, die Freude. Sie muss nicht auf sich aufmerksam machen.

Fadys Ansage zu "Blessed" berührt mich sehr. Er hat diesen Song neu lieben gelernt. Es ist in der Tat so, dass es scheint, als haben Lieder nach einiger Zeit ihre Unschuld verloren. Das Schöne daran aber ist, dass man diese Unschuld von Zeit zu Zeit wieder zurück gewinnen kann. Fady singt "Blessed" wie eine Hymne. Seine Hymne. Mit einer Leidenschaft und Identifikaton, als hätte er sie heute komponiert und als hätte er genau heute einzig und allein nur für diesen Song gelebt. Und das macht es so bewegend und auch spannend. Solche Songs sind nicht klein und naiv, sie entwickeln sich weiter. Vor allem dann, wenn man sie in neuen Arragements erklingen lässt. Es wirkt, als würden sie plötzlich ganz andere Kleider tragen. Bereits das Intro an der Gitarre lässt mich erschaudern, weiß ich doch genau, welcher Song nun folgen wird und bin doch gleichzeitig so neugierig darauf, wie es sich wohl anfühlen wird. Wundervoll. So wie in der Malerei das Licht, die Stimmung und die Perspektive wechseln können, ändert sich für den Musiker die Akustik, die Gefühlswelt, oder der musikalische Partner. Oft gehörte Lieder wirken wieder frisch und einzigartig. Ich liebe "Blessed" so sehr.

Der Ton allein freilich macht die Musik noch nicht. Auch in seinen eigenen Kompositionen und Song-Improvisationen ist Fady Maalouf ein Meister einer unglaublich melodieintensiven Musik, die sich uns direkt in die Seele schenkt. Weite Klangräume, die von der absoluten Stille bis zum expressiven Ausbruch reichen, strahlen zeitweise eine ungemeine Ruhe und Selbstverständlichkeit aus, die jedoch keine Sekunde Langeweile bedeutet. Das Konzert entwickelt sich höchst organisch in weiten Spannungsbögen. Fadys Musik atmet und lässt atmen. Seine Stimme klingt einfach und komplex zugleich, ist hymnisch und karg, mal spielerisch und ernsthaft, dann wieder versunken oder ungemein offen, erotisch. Intensiv statt sentimental. Sein Gespür für Dichte und Atmosphäre erzeugt Klangwelten, die Spuren in unserem tiefsten Inneren hinterlassen, für mich eine sinnliche Sensation. Stand ich soeben noch mit kreisenden Hüften in der Menge, erstarre ich schon im nächsten Augenblick zu einer Salzsäule, um das Ende des Liedes zu erfahren. Die Abgänge seiner Songs interpretiert Maalouf so einmalig. So leise und behutsam, dass ich mich kaum traue zu atmen. Der Saal ist dann mucksmäuschenstill, nur ein leises Schluchzen von nebenan ist zu erahnen. Ich spüre, wie auch die anderen Zuhörer diese Augenblicke einen Moment lang im Stillen genießen, den betörenden, fast schmerzhaften Schmelz seiner Stimme auf sich wirken lassen, feiern, überwältigt sind.

Wir Verstehen die Magie nicht, die in Fady Maalouf steckt, verzaubert werden wir aber dennoch. Seine Stimme bohrt sich ein in unsere Herzen, auch wenn der Kopf hier und da noch Tage später hilflos und benommen hinterherdackelt. Aber wer versteht schon die große Magie der Musik? Oder vielleicht gerade weil sie uns solche Rätsel aufgibt, lieben wir sie so sehr, die Musik.

München, 27.06.2010

(by Franky, Fotos by Katrin, Video wird nachgeliefert)

Freitag, 2. Juli 2010

Meine weiß-blaue G'schichte

Die Deutsche Bahn bedankt sich immer so nett, also warum nicht mal 6 Stunden von Berlin nach München und nochmal 6 zurückfahren - irgendwann lege ich mir das ""Senk ju vor träwelling"-Buch doch noch zu. Wer hätte gedacht, daß Fadys Co-Talkshowgast vor zwei Jahren so prophetisch sein sollte?

Da Bayern fast Ausland ist ;) lohnte es sich auch aus touristischer Sicht. Trotzdem: was tut der Fadyfan als erstes, wenn er ankommt ? Noch mit Koffer ? Jede in Sichtweite befindliche Litfaßsäule umkreisen. Auf der Suche nach dem Plakat. Zum Glück kennt mich dort niemand :) Das erste fand ich aber doch erst beim richtigen Stadtbummel. Und es wurde wie die allerschönste Sehenswürdigkeit auf Photo gebannt.


Am folgenden Nachmittag ging es (dank der Platzkarten völlig streßfrei) hinaus nach Garching. Inzwischen mußte ich meine Ansicht, daß mich in München niemand kennt, revidieren. Die Stadt war (zumindest in Bahnhofsnähe) voller Fans, und spätestens vor dem Hotel "König Ludwig II" in Garching traf man die anderen. Garching ist eine Ansammlung seelenloser Neubauten (dafür haben sie den gewaltigsten Maibaum, den ich je gesehen habe) und auch das "Bürgerhaus" hatte ich mir uriger vorgestellt. Es sollte sich aber erweisen, daß die kleine, feine Tonanlage im Konzertsaal einen hervorragenden, klaren, vollen Sound erzeugte, und das ist schließlich das wichtigste.

Wir ließen uns also auf den roten Stühlen nieder. Mit hohen Erwartungen, denn Fady mit Piano hatten wir noch nicht so oft. Wer mich kennt, weiß, daß ich immer auf der Suche nach der Setlist bin - und meine Vorfreude stieg gleich noch mehr, als ich einige unbekannte Titel darauf entdeckte!

Das, was Fady und Ric dann boten, war jeden einzelnen gefahrenen Kilometer wert. Ich freue mich für Ric, daß seine Kunst an diesem Abend mal richtig zur Geltung kam, als Bandmitglied fällt er sonst einfach weniger auf. Und Fady ? Er ließ seine allerschönste Stimme erklingen... und ich werde meiner Vorrednerin in keinem einzigen Superlativ widersprechen :)

Es macht mich manchmal etwas traurig, wenn ich (praktisch nach jedem) Fady-Konzert Fans sagen höre "das war das Beste, besser als alle vorher". Sicher ist der neueste Eindruck immer der stärkste, aber wir haben schon so viele schöne Momente erlebt. Für mich persönlich ist z.B. eines der ältesten, das Kölner FC-Konzert, ein All-Time- Highlight. In diese Liga reiht sich nun auch das Garching-Konzert ein.

Es gab also den wundervollen ersten Teil mit Ric, zu meiner Freude auch etwas französisches (Les feuilles mortes); selbst wenn mich da der Swing-Charakter etwas irritiert hat, schön war es trotzdem. Daran anschließend einige Halbplayback-Titel, nach der eher besinnlichen Stimmung sprang nun alles bei "Simply the best" von den Sitzen. "Morgen wird es wilder", äußerte Fady irgendwann (wenn auch mehr auf's Outfit bezogen).

Wir ließen den Abend dann in den umliegenden Gaststätten ausklingen. Der geschäftstüchtige Bürgerhaus-Wirt bot gleich einen Fady-Maalouf-Salat an. Hähnchenbruststreifen mit Kerbeldressing, 11,80 Euro. Hähnchenbrust ? ähem...


Fady-Wochenende Teil 2, diesmal schon nachmittags und nicht so weit draußen. Etwas suchen mußte man aber. Es wurde Schlange gestanden, und man konnte etwas vom Soundcheck hören. Die Gewinner der FC-Fast-Pässe wurden zuerst eingelassen. Es muß ein ziemlich komischer Anblick gewesen sein, als im fast leeren Saal zwei Dutzend Leute förmlich an der Bühne klebten. Leider auch dort, wo die Bühne zwei Ecken bildete; diese Ecken wurden später, als schon alle drin waren, von der Security geräumt. Soviel zum Thema Organisation. (nein, doch noch etwas: davon abgesehen, lief alles sehr ordentlich ab, keine Kameras wurden weggenommen oder ähnliches.)

Die Musiker - André zuerst - kamen nach und nach auf die Bühne, eine sehr hübsche Idee, es bildete sich die Melodie von "Some Music" heraus, ein idealer Opener. Die Stimmung war sofort da (aber das kennen wir auch nicht anders, nicht wahr?!) Das Besondere an diesem Konzert war, daß es einen größeren Akustik-Teil gab. Darunter "She's like the wind". Auch "Anytime" war ideal dafür - und einfach genial. Titel wie "Fire" sind natürlich wieder von der ganzen Band präsentiert worden. Als ich so im direkten Vergleich die unterschiedlichen Möglichkeiten "vorgeführt" bekam, habe ich mir den einen oder anderen Titel auch in den Akustik-Teil verschoben gewünscht. Nun, das ist wohl Geschmackssache.

Zwischen den Songs gab es mal anrührende, mal freche Bemerkungen von Fady, oder kleine fröhliche Kabbeleien. (Allerdings - auch hier ist es wohl Geschmackssache, ich finde aber, mehr als einmal sollte ein Wort der Kategorie fucking und ass nicht im Konzert vorkommen.)

Im Ganzen war es ein sehr schönes, besonders abwechslungsreiches und tatsächlich "wilderes" Konzert. Einige fanden es besser als das vom Vortag - oder gar das "allerbeste" - der frischeste Eindruck (siehe oben) oder Ausdruck der außerordentlichen Verschiedenheit innerhalb der Fady-Fangemeinde? Egal, Fady bewies an beiden Tagen wieder seine enorme Vielseitigkeit.

Nach dem Konzert lief noch der Rest vom WM-Spiel Deutschlands auf einem Großbildschirm. Viele zog es aber ins Freie, wo wir nach einiger Zeit von Fady höchstpersönlich über den Spielstand informiert wurden - er schaute aus einem der Dachfenster und schäkerte noch eine Weile mit den Fans unten. Nach und nach mußten wir uns alle wieder voneinander trennen, viele fuhren oder flogen direkt zurück. Auch Fady und der Band winkten wir bei der Abfahrt nach.



Für mich hieß es noch, den Rest von München zu besichtigen - und auf der Rückfahrt den Bericht zu schreiben... hier ist er :)

(by uneFan, Fotos by uneFan, Video by ameno)

In eigener Sache Teil 2

Stadt! W-Lan!! Zivilisation!!! Ich bin halt doch durch und durch Stadtkind ...

Damit die tollen Berichte von dreamdancer, Franky und uneFan (und Ludwig?) auch gebührend beachtet werden können, schalte ich pro Tag einen Bericht frei - einverstanden?

39 Grad-Grüße von
ameno