Seine Stimmfarbe ist zu seinem unverwechselbaren Markenzeichen geworden und diese Farbe hat für mich schon lange eine ganz andere Tragweite erreicht, als es der Begriff Musik eigentlich zulässt. Nach Mühlheim und dem Mailight in der Kreuzkirche, kann ich heute Fady Maalouf zum dritten Mal live auf der Bühne erleben.
Ich komme erst kurz vor Konzertbeginn in die Halle. Die Stimmung ist sehr entspannt und fröhlich. Sofort erkenne ich einige bekannte Gesichter in der Menge und habe noch Zeit, ein paar Worte mit Freunden zu wechseln. Wenige Augenblicke später bin ich schon mittendrin im Konzertgeschehen. Fady Maalouf betritt die Bühne und gehört nun allein der Musik. Was folgt, ist eine unbeschreiblich intensive und fröhliche Mischung der Extraklasse. Ich bekomme heute so viele meiner Lieblingslieder von Fady zu hören, dass ich es noch immer kaum glauben kann. Mitreißende Powersongs wechseln sich ab mit stimmgewaltigen Balladen, mal in Begleitung seiner Band, mal nur minimal vom Gitarristen begleitet. Das fasziniert mich. Es gibt einige wenige Stellen, bei denen sich die Band etwas mehr zurück nehmen könnte oder die Abmischung noch etwas sorgfältiger sein sollte. Doch Fady kommt mit seiner Stimme sehr gut durch, kann frei und völlig entspannt singen. Die Band läßt ihn atmen, unterstützt ihn, legt Klangteppiche, baut Stimmungen auf. Seine Mitmusiker von "GrooveUnit", allesamt handwerklich exzellent trainiert, garantieren, dass die gemeinsame Reise zu den magischen Momenten ein außergewöhnliches Konzerterlebnis ergibt. Dieses "Atmenkönnen" beflügelt Fady daher auch, seinem Publikum heute einmal mehr Spitzenleistungen bieten zu können.
In dieser Zeit sehe ich in den Massenmedien vor allem eine schnell vergängliche, effiziente, glatte Oberfläche, die aber offensichtlich beim Publikum sehr gut anzukommen scheint. Erfolg wird leider häufig als Gradmesser für glücklich machende Momente im Leben eines Künstles betrachtet. Aber es gibt sie dennoch, diese anderen Künstler. Der eine bereits auf der großen Bühne, der nächste auf der etwas kleineren, manch einer noch im Verborgenen. Ich meine die Künstler, die neue Wege gehen, die provozieren, fordern, herausfordern. Künstler, denen das Suchen nach den Grenzen und Abgründen in der Musik wichtig ist. Fady Maalouf zählt für mich zu diesen Künstlern. So hat er mich in den vergangenen Wochen und Monaten mit manchmal durchaus anstrengenden Tonlagen und Stellen in der Kopfstimme so gefordert, dass ich mir manche Titel erst erarbeiten musste. Mit Erfolg! Jetzt liebe ich Titel wie "I still cry", "Vers les etoiles" oder "Anytime" umso mehr, kann mich nicht an ihnen satt hören. Enorme technische Präsenz, fabelhafte Deutlichkeit, kaum überbietbare Reinheit. Es scheint, als suche Fadys Ohr den Raum nach Verbotenem, nach etwas noch nie da gewesenem ab. Es reizt ihn wohl, etwas zu machen, was niemand von ihm erwartet hat. Und es hat ihm zunächst sichtlich Mut gekostet, sich so zu präsentieren, hat aber gleichzeitig auch einen großen Spaß dabei. Bei Fady Maalouf spürt man das Interesse an der eigenen Klangfarbe, er sucht nach dieser Individualität. Vor nun zweieinhalb Jahren hörte ich Fady Maalouf im TV das erste Mal singen. Und ich hielt es für die schönste Sache der Welt. Er erschafft nackte einzelne Töne und kann etwa durch ein Vibrato einen Klang anschwellen lassen, dass es mir eine Gänsehaut macht. Viele Fans hatten Angst, dass Ihnen durch Fadys Weiterentwicklung etwas von diesem "ursprünglichen" Fady verloren gegangen ist. Aber dem ist nicht so. Es ist nichts verloren gegangen. Im Gegenteil. Fady ist reifer und reicher geworden, ein furchtloser Sänger mit überragender Technik und breit gefächertem Repertoire. Er variiert und oktaviert, wechselt in die Kopfstimme, bis sogar erfahrenen Musikkennern die Ohren schlackern. Und dennoch ist die Magie seiner Stimme "von damals" erhalten geblieben. "Vers les Etoiles" - dieses Lied ist eine wunderschöne, uralte, Ehrfurcht gebietende Kathedrale aus Musik. Ja, Fady Maalouf ist Musik. Aber er ist noch viel mehr: Philosophie, Verletzlichkeit, Kraft, Schönheit, Fröhlichkeit. Aus diesen Zutaten ist der geheinmisvolle Umhang gewoben, der seine Konzerte umgibt. Bei seinen Balladen und solch gefühlvollen Songs wie "Vers les Etoiles" oder "She's like the wind" fordert er von seinem Publikum höchste Aufmerksamkeit und Teilnahme. Er schenkt dafür unvergessliche Momente. Der Saal ist ganz still und alles Dasein ist wunderbar. Dann erfüllen scheinbar nie da gewesene Klänge den Raum und verklingen sanft in der Ewigkeit. Mit seinem lyrisch-expressiven Stil hat Fady Maalouf die Grenzen meines bisherigen Musikempfindens mutig überschritten - und gewonnen! Fady ist ein Phänomen. Stilsicher, ausgereift, hintergründig und im besten Sinne erwachsen wirkt er auf dem Podium. Er singt frei und stolz, voller Frische und Schwung, treibend und dringlich. Dieses Können, diese Kraft, verbunden mit seiner klugen und manchmal frechen Gelassenheit, stärken Fady Maalouf für die großen Bühnen. Wer so himmlisch singen und teuflisch kreischen kann (lacht), dem traue ich nun alles zu :-)))
Fady Maaloufs Studioaufnahmen sind großartig, einfach wundervoll. Doch wird ein mp3-Player immer nur einen komprimierten Klang wiedergeben können, der in den unteren und oberen Bereichen, in der Dynamik und im Ausdruck beschnitten ist. Dadurch wird alle hörbare Struktur nivelliert, die Musik ist nie ganz leise oder laut zu hören. Eigentlich fatal, weil damit eine Sensibilität des Gehörs abtrainiert wird. Die Musik aber lebt doch gerade vom Subtilen und Eruptiven: von der Welt zwischen Rosenblüte und Vulkanausbruch! Von der traurigen leisen Melancholie eines "To let go" bis hin zum Weltschmerz in ein und dem selben Titel. Das macht für mich dieser Song aus. Dies kann nur ein Live-Konzert widerspiegeln. Fady Maalouf weiß ganz genau, wass er singt, ich nehm ihm jedes Wort ab. Nur hier auf der Bühne wird seine Präsenz und die Botschaft der Titel zur Wahrheit und somit zu einem maximalen Genuss. Das ist der Reiz dieser Realität. Es ist zunächst die Wucht des Werks, die emotionale Kraft und Tiefe der Interpretation, idealerweise von Fady mit großer Leidenschaft vorgetragen. Die Symbiose aus einem Meisterwerk und der Live-Erfahrung macht es so besonders. Es gibt heute Momente, die mich zu Tränen rühren, wenn ich sehe und höre, mit welcher Hingabe sich Fady Maalouf das Herz aus dem Leib singt.
Auch ein fröhlicher und ausgelassener Fady ist heute auf der Bühne, sein verschmitztes Lächeln deutet es bereits früh an, dass er bald den in ihm wohnenden Entertainer und Clown nicht länger zügeln kann. Mit einer unwiderstehlichen Darbietung von "Burn", "Fire", "Holding on to Water" oder "Will you still love me tomorrow" verabreicht uns Fady eine ordentliche Dosis Adrenalin. Opium fürs Ohr. Opium für unsere Hüften. Die Halle bebt und ein Feuerwerk wäre nun beruhigend nach diesen rasenden Nummern. Es herrscht ausgelassene Freude bei diesen Titeln, sie ist einfach da, die Freude. Sie muss nicht auf sich aufmerksam machen.
Fadys Ansage zu "Blessed" berührt mich sehr. Er hat diesen Song neu lieben gelernt. Es ist in der Tat so, dass es scheint, als haben Lieder nach einiger Zeit ihre Unschuld verloren. Das Schöne daran aber ist, dass man diese Unschuld von Zeit zu Zeit wieder zurück gewinnen kann. Fady singt "Blessed" wie eine Hymne. Seine Hymne. Mit einer Leidenschaft und Identifikaton, als hätte er sie heute komponiert und als hätte er genau heute einzig und allein nur für diesen Song gelebt. Und das macht es so bewegend und auch spannend. Solche Songs sind nicht klein und naiv, sie entwickeln sich weiter. Vor allem dann, wenn man sie in neuen Arragements erklingen lässt. Es wirkt, als würden sie plötzlich ganz andere Kleider tragen. Bereits das Intro an der Gitarre lässt mich erschaudern, weiß ich doch genau, welcher Song nun folgen wird und bin doch gleichzeitig so neugierig darauf, wie es sich wohl anfühlen wird. Wundervoll. So wie in der Malerei das Licht, die Stimmung und die Perspektive wechseln können, ändert sich für den Musiker die Akustik, die Gefühlswelt, oder der musikalische Partner. Oft gehörte Lieder wirken wieder frisch und einzigartig. Ich liebe "Blessed" so sehr.
Der Ton allein freilich macht die Musik noch nicht. Auch in seinen eigenen Kompositionen und Song-Improvisationen ist Fady Maalouf ein Meister einer unglaublich melodieintensiven Musik, die sich uns direkt in die Seele schenkt. Weite Klangräume, die von der absoluten Stille bis zum expressiven Ausbruch reichen, strahlen zeitweise eine ungemeine Ruhe und Selbstverständlichkeit aus, die jedoch keine Sekunde Langeweile bedeutet. Das Konzert entwickelt sich höchst organisch in weiten Spannungsbögen. Fadys Musik atmet und lässt atmen. Seine Stimme klingt einfach und komplex zugleich, ist hymnisch und karg, mal spielerisch und ernsthaft, dann wieder versunken oder ungemein offen, erotisch. Intensiv statt sentimental. Sein Gespür für Dichte und Atmosphäre erzeugt Klangwelten, die Spuren in unserem tiefsten Inneren hinterlassen, für mich eine sinnliche Sensation. Stand ich soeben noch mit kreisenden Hüften in der Menge, erstarre ich schon im nächsten Augenblick zu einer Salzsäule, um das Ende des Liedes zu erfahren. Die Abgänge seiner Songs interpretiert Maalouf so einmalig. So leise und behutsam, dass ich mich kaum traue zu atmen. Der Saal ist dann mucksmäuschenstill, nur ein leises Schluchzen von nebenan ist zu erahnen. Ich spüre, wie auch die anderen Zuhörer diese Augenblicke einen Moment lang im Stillen genießen, den betörenden, fast schmerzhaften Schmelz seiner Stimme auf sich wirken lassen, feiern, überwältigt sind.
Wir Verstehen die Magie nicht, die in Fady Maalouf steckt, verzaubert werden wir aber dennoch. Seine Stimme bohrt sich ein in unsere Herzen, auch wenn der Kopf hier und da noch Tage später hilflos und benommen hinterherdackelt. Aber wer versteht schon die große Magie der Musik? Oder vielleicht gerade weil sie uns solche Rätsel aufgibt, lieben wir sie so sehr, die Musik.
München, 27.06.2010
(by Franky, Fotos by Katrin, Video wird nachgeliefert)
Ich komme erst kurz vor Konzertbeginn in die Halle. Die Stimmung ist sehr entspannt und fröhlich. Sofort erkenne ich einige bekannte Gesichter in der Menge und habe noch Zeit, ein paar Worte mit Freunden zu wechseln. Wenige Augenblicke später bin ich schon mittendrin im Konzertgeschehen. Fady Maalouf betritt die Bühne und gehört nun allein der Musik. Was folgt, ist eine unbeschreiblich intensive und fröhliche Mischung der Extraklasse. Ich bekomme heute so viele meiner Lieblingslieder von Fady zu hören, dass ich es noch immer kaum glauben kann. Mitreißende Powersongs wechseln sich ab mit stimmgewaltigen Balladen, mal in Begleitung seiner Band, mal nur minimal vom Gitarristen begleitet. Das fasziniert mich. Es gibt einige wenige Stellen, bei denen sich die Band etwas mehr zurück nehmen könnte oder die Abmischung noch etwas sorgfältiger sein sollte. Doch Fady kommt mit seiner Stimme sehr gut durch, kann frei und völlig entspannt singen. Die Band läßt ihn atmen, unterstützt ihn, legt Klangteppiche, baut Stimmungen auf. Seine Mitmusiker von "GrooveUnit", allesamt handwerklich exzellent trainiert, garantieren, dass die gemeinsame Reise zu den magischen Momenten ein außergewöhnliches Konzerterlebnis ergibt. Dieses "Atmenkönnen" beflügelt Fady daher auch, seinem Publikum heute einmal mehr Spitzenleistungen bieten zu können.
In dieser Zeit sehe ich in den Massenmedien vor allem eine schnell vergängliche, effiziente, glatte Oberfläche, die aber offensichtlich beim Publikum sehr gut anzukommen scheint. Erfolg wird leider häufig als Gradmesser für glücklich machende Momente im Leben eines Künstles betrachtet. Aber es gibt sie dennoch, diese anderen Künstler. Der eine bereits auf der großen Bühne, der nächste auf der etwas kleineren, manch einer noch im Verborgenen. Ich meine die Künstler, die neue Wege gehen, die provozieren, fordern, herausfordern. Künstler, denen das Suchen nach den Grenzen und Abgründen in der Musik wichtig ist. Fady Maalouf zählt für mich zu diesen Künstlern. So hat er mich in den vergangenen Wochen und Monaten mit manchmal durchaus anstrengenden Tonlagen und Stellen in der Kopfstimme so gefordert, dass ich mir manche Titel erst erarbeiten musste. Mit Erfolg! Jetzt liebe ich Titel wie "I still cry", "Vers les etoiles" oder "Anytime" umso mehr, kann mich nicht an ihnen satt hören. Enorme technische Präsenz, fabelhafte Deutlichkeit, kaum überbietbare Reinheit. Es scheint, als suche Fadys Ohr den Raum nach Verbotenem, nach etwas noch nie da gewesenem ab. Es reizt ihn wohl, etwas zu machen, was niemand von ihm erwartet hat. Und es hat ihm zunächst sichtlich Mut gekostet, sich so zu präsentieren, hat aber gleichzeitig auch einen großen Spaß dabei. Bei Fady Maalouf spürt man das Interesse an der eigenen Klangfarbe, er sucht nach dieser Individualität. Vor nun zweieinhalb Jahren hörte ich Fady Maalouf im TV das erste Mal singen. Und ich hielt es für die schönste Sache der Welt. Er erschafft nackte einzelne Töne und kann etwa durch ein Vibrato einen Klang anschwellen lassen, dass es mir eine Gänsehaut macht. Viele Fans hatten Angst, dass Ihnen durch Fadys Weiterentwicklung etwas von diesem "ursprünglichen" Fady verloren gegangen ist. Aber dem ist nicht so. Es ist nichts verloren gegangen. Im Gegenteil. Fady ist reifer und reicher geworden, ein furchtloser Sänger mit überragender Technik und breit gefächertem Repertoire. Er variiert und oktaviert, wechselt in die Kopfstimme, bis sogar erfahrenen Musikkennern die Ohren schlackern. Und dennoch ist die Magie seiner Stimme "von damals" erhalten geblieben. "Vers les Etoiles" - dieses Lied ist eine wunderschöne, uralte, Ehrfurcht gebietende Kathedrale aus Musik. Ja, Fady Maalouf ist Musik. Aber er ist noch viel mehr: Philosophie, Verletzlichkeit, Kraft, Schönheit, Fröhlichkeit. Aus diesen Zutaten ist der geheinmisvolle Umhang gewoben, der seine Konzerte umgibt. Bei seinen Balladen und solch gefühlvollen Songs wie "Vers les Etoiles" oder "She's like the wind" fordert er von seinem Publikum höchste Aufmerksamkeit und Teilnahme. Er schenkt dafür unvergessliche Momente. Der Saal ist ganz still und alles Dasein ist wunderbar. Dann erfüllen scheinbar nie da gewesene Klänge den Raum und verklingen sanft in der Ewigkeit. Mit seinem lyrisch-expressiven Stil hat Fady Maalouf die Grenzen meines bisherigen Musikempfindens mutig überschritten - und gewonnen! Fady ist ein Phänomen. Stilsicher, ausgereift, hintergründig und im besten Sinne erwachsen wirkt er auf dem Podium. Er singt frei und stolz, voller Frische und Schwung, treibend und dringlich. Dieses Können, diese Kraft, verbunden mit seiner klugen und manchmal frechen Gelassenheit, stärken Fady Maalouf für die großen Bühnen. Wer so himmlisch singen und teuflisch kreischen kann (lacht), dem traue ich nun alles zu :-)))
Fady Maaloufs Studioaufnahmen sind großartig, einfach wundervoll. Doch wird ein mp3-Player immer nur einen komprimierten Klang wiedergeben können, der in den unteren und oberen Bereichen, in der Dynamik und im Ausdruck beschnitten ist. Dadurch wird alle hörbare Struktur nivelliert, die Musik ist nie ganz leise oder laut zu hören. Eigentlich fatal, weil damit eine Sensibilität des Gehörs abtrainiert wird. Die Musik aber lebt doch gerade vom Subtilen und Eruptiven: von der Welt zwischen Rosenblüte und Vulkanausbruch! Von der traurigen leisen Melancholie eines "To let go" bis hin zum Weltschmerz in ein und dem selben Titel. Das macht für mich dieser Song aus. Dies kann nur ein Live-Konzert widerspiegeln. Fady Maalouf weiß ganz genau, wass er singt, ich nehm ihm jedes Wort ab. Nur hier auf der Bühne wird seine Präsenz und die Botschaft der Titel zur Wahrheit und somit zu einem maximalen Genuss. Das ist der Reiz dieser Realität. Es ist zunächst die Wucht des Werks, die emotionale Kraft und Tiefe der Interpretation, idealerweise von Fady mit großer Leidenschaft vorgetragen. Die Symbiose aus einem Meisterwerk und der Live-Erfahrung macht es so besonders. Es gibt heute Momente, die mich zu Tränen rühren, wenn ich sehe und höre, mit welcher Hingabe sich Fady Maalouf das Herz aus dem Leib singt.
Auch ein fröhlicher und ausgelassener Fady ist heute auf der Bühne, sein verschmitztes Lächeln deutet es bereits früh an, dass er bald den in ihm wohnenden Entertainer und Clown nicht länger zügeln kann. Mit einer unwiderstehlichen Darbietung von "Burn", "Fire", "Holding on to Water" oder "Will you still love me tomorrow" verabreicht uns Fady eine ordentliche Dosis Adrenalin. Opium fürs Ohr. Opium für unsere Hüften. Die Halle bebt und ein Feuerwerk wäre nun beruhigend nach diesen rasenden Nummern. Es herrscht ausgelassene Freude bei diesen Titeln, sie ist einfach da, die Freude. Sie muss nicht auf sich aufmerksam machen.
Fadys Ansage zu "Blessed" berührt mich sehr. Er hat diesen Song neu lieben gelernt. Es ist in der Tat so, dass es scheint, als haben Lieder nach einiger Zeit ihre Unschuld verloren. Das Schöne daran aber ist, dass man diese Unschuld von Zeit zu Zeit wieder zurück gewinnen kann. Fady singt "Blessed" wie eine Hymne. Seine Hymne. Mit einer Leidenschaft und Identifikaton, als hätte er sie heute komponiert und als hätte er genau heute einzig und allein nur für diesen Song gelebt. Und das macht es so bewegend und auch spannend. Solche Songs sind nicht klein und naiv, sie entwickeln sich weiter. Vor allem dann, wenn man sie in neuen Arragements erklingen lässt. Es wirkt, als würden sie plötzlich ganz andere Kleider tragen. Bereits das Intro an der Gitarre lässt mich erschaudern, weiß ich doch genau, welcher Song nun folgen wird und bin doch gleichzeitig so neugierig darauf, wie es sich wohl anfühlen wird. Wundervoll. So wie in der Malerei das Licht, die Stimmung und die Perspektive wechseln können, ändert sich für den Musiker die Akustik, die Gefühlswelt, oder der musikalische Partner. Oft gehörte Lieder wirken wieder frisch und einzigartig. Ich liebe "Blessed" so sehr.
Der Ton allein freilich macht die Musik noch nicht. Auch in seinen eigenen Kompositionen und Song-Improvisationen ist Fady Maalouf ein Meister einer unglaublich melodieintensiven Musik, die sich uns direkt in die Seele schenkt. Weite Klangräume, die von der absoluten Stille bis zum expressiven Ausbruch reichen, strahlen zeitweise eine ungemeine Ruhe und Selbstverständlichkeit aus, die jedoch keine Sekunde Langeweile bedeutet. Das Konzert entwickelt sich höchst organisch in weiten Spannungsbögen. Fadys Musik atmet und lässt atmen. Seine Stimme klingt einfach und komplex zugleich, ist hymnisch und karg, mal spielerisch und ernsthaft, dann wieder versunken oder ungemein offen, erotisch. Intensiv statt sentimental. Sein Gespür für Dichte und Atmosphäre erzeugt Klangwelten, die Spuren in unserem tiefsten Inneren hinterlassen, für mich eine sinnliche Sensation. Stand ich soeben noch mit kreisenden Hüften in der Menge, erstarre ich schon im nächsten Augenblick zu einer Salzsäule, um das Ende des Liedes zu erfahren. Die Abgänge seiner Songs interpretiert Maalouf so einmalig. So leise und behutsam, dass ich mich kaum traue zu atmen. Der Saal ist dann mucksmäuschenstill, nur ein leises Schluchzen von nebenan ist zu erahnen. Ich spüre, wie auch die anderen Zuhörer diese Augenblicke einen Moment lang im Stillen genießen, den betörenden, fast schmerzhaften Schmelz seiner Stimme auf sich wirken lassen, feiern, überwältigt sind.
Wir Verstehen die Magie nicht, die in Fady Maalouf steckt, verzaubert werden wir aber dennoch. Seine Stimme bohrt sich ein in unsere Herzen, auch wenn der Kopf hier und da noch Tage später hilflos und benommen hinterherdackelt. Aber wer versteht schon die große Magie der Musik? Oder vielleicht gerade weil sie uns solche Rätsel aufgibt, lieben wir sie so sehr, die Musik.
München, 27.06.2010
(by Franky, Fotos by Katrin, Video wird nachgeliefert)
7 Kommentare:
Danke für diesen wunderbaren Eintrag. Ich könnte das nie so gut formulieren, aber Du sprichst mir aus dem Herzen. Fady ist einfach ein Phänomen. Ich habe beide Konzerte live erlebt und schwebe immer noch.
Hella
Es ist so schön zu lesen,daß es weh tut.:-))
Wow! irgendwie fühlt man dasselbe, aber kann es nicht formulieren. Danke für die gefundenen Worte!
ohne Worte, dieser Bericht ist... ohne Worte traumhaft schön. Danke dafür... wow....
Katrin
Was für ein Bericht.
Gänsehaut, Ehrfurcht, Tränen, Bewunderung wechselten sich bei mir während des Lesens ab.
Danke Franky
Einfach nur wunderbar, danke Franky!
dreamdancer
Meine Ohren können e s hören und mit all den anderen Sinnen sehe und verstehe ich , was du beschreibst, erörtert hast.Vielen Dank dafür.
GLG Pennycat
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