Aufgewachsen am Eingang zur Schöllenenschlucht am Fusse des Gotthardmassivs, werde ich bei der breiten Stadtbevölkerung wohl unter der Kategorie „Heidi“ registriert, wenn wir auch keine Ziegen hielten, unser Nachbar aber ein Haflinger-Pferd und Schafe.
So mag es wahrscheinlich nicht weiter erstaunen, dass ich im Alter von 15 Jahren, warum weiss ich heute nicht mehr, ziemlich konsterniert in die Flimmerkiste glotzte, als ein schwarzhaariger, seltsam gewandeter Mann mit einer Blumengirlande um den Hals, auf einer Bühne zu noch seltsameren Verrenkungen Songs zum Besten gab, die mir zugegebenermassen doch sehr gefielen. Was mir allerdings völlig unbegreiflich erschien, war das überaus eigenartige Gebaren des dort anwesenden Publikums. Wie können Menschen sich bloss derart unbeherrscht aufführen?
Da wurde gekreischt, gezappelt, in Ohnmacht gefallen, jeder schien die Hand des Sängers berühren oder ihn gar küssen zu wollen - dabei schwitzte er recht beachtlich und verteilte dann die Tücher, mit denen er sich abgetrocknet hatte und um die sich die Menschen balgten, wie Hunde um den Knochen, wie absurd!
Ich wurde dann darüber aufgeklärt, dass der Herr Elvis Presley heisse und diese Irren halt eben seine Fans seien.
Oh nein, so würde ich mich im Leben nie verhalten! Ich würde NIEMALS irgendjemandes Fan werden.
Nun, man soll bekanntlich niemals nie sagen, wenn ich auch wirklich nicht zu dieser Sorte ausufernder Fans gehöre, so muss ich mich heute doch zum ersten Mal im Leben als Fan bezeichnen und bin auch noch stolz drauf.
Besagter Elvis entwickelte sich für mich persönlich dann über 30 Jahre lang, zu meinem Lieblingsänger, aber ich habe weder ein Autogramm,( was soll ich denn mit einer Unterschrift!) noch war ich an einem Konzert oder hätte auch je nur eine Silbe für ihn oder über ihn geschrieben. Schliesslich bin ich an Promis jeder Gattung völlig uninteressiert und bringe ihnen im Normalfall auch keine Heldenverehrung entgegen, die haben sich als Babies auch die Windeln vollgemacht, wie wir alle.
Genauso unerwartet erschien dann wieder ein schwarzhaariger Mann (jedenfalls zu dem speziellen Zeitpunkt) auf dem Tapet, der meine Welt diesbezüglich plötzlich auf den Kopf stellte.
Gott sei Dank ohne Blumengirlande und glitzerndem Show-Kostüm, sondern in schlichtem Schwarz, mit eher etwas schüchternem Auftreten, dafür aber mit einer Stimme, die wie ein Blitz direkt ins Herz fährt und dabei sämtliche, vorsorglich durch das Leben installierte Vorhängeschlösser sprengt.
Und dazu diese Blicke! Widerstand zwecklos: white flag! !
Fady Maalouf hatte mit „Home“ alles verändert. Von diesem Zeitpunkt an MUSSTE ich jeden Samstag verfolgen, wie es für Fady weiterlief, KONNTE nicht anders, als verzweifelt nach Nachrichten über die Veröffentlichung von „Blessed“ suchen und der Beitritt zum FC war nur eine Formalität.
Für einmal bin ich meinem Mann für seine nervtötende Zapperei dankbar, wir wollten DSDS nicht mehr anschauen und hätten Fady sonst nicht gesehen.
Nicht zu fassen, jetzt bin ich also ein Fan! Was aber unterscheidet denn in meinen Augen einen Fan von einem gewöhnlichen Musikkonsumenten, der mal an ein Konzert geht, oder sich ein Album kauft?
Nein, ein Fan muss keineswegs in ehrfürchtiger Anbetung vor seinem Idol erstarren und ihm keine menschlichen Schwächen zugestehen, er soll nicht jeden mit anderem Geschmack zum Vollidioten erklären, und er braucht beileibe nicht wegen verschwitzter Schals in Verzückung zu geraten.
Aber er wird der Karriereförderung seines Stars bei allem, was er in dieser Hinsicht tut, oberste Priorität zugestehen und es nicht für nötig erachten, die ganze Fanbase mit eigenen Befindlichkeiten und pessimistischen „Vorahnungen“ tagelang zu torpedieren.
Er wird eine für nötig erachtete Kritik bei passender Gelegenheit in respektvoller Form anbringen, und er wird akzeptieren, dass er bei allem geleisteten Support, noch lange kein persönlicher Vetrauter des Stars ist und keine Forderungen zu stellen hat.
Er interessiert sich zweifellos auch für den Menschen hinter der Fassade, wird aber jederzeit die vom Star gezogene Grenze zu dessen Privatleben respektieren.
Ist man nun in der glücklichen Lage ein Fan von Fady Maalouf zu sein, der nach eigenen Angaben das Wort Fan nicht so schätzt (kommt von fanatic, was einen etwas destruktiven Nachgeschmack hat) und uns lieber als seine „second family“ bezeichnet, so darf man immer wieder mit kleinen Geschenken rechnen, wie Kytes, Fotos und Statusmeldungen (die manchmal eher Rätselaufgaben ähneln). Oftmals reichen diese Aufmerksamkeiten eher ins Private hinein und beweisen so immer wieder, dass ihm seine zweite Familie diesen zusätzlichen Aufwand wert ist, genauso wie die stundenlangen Autogrammstunden, wo doch längst fast jeder so ein Kärtchen hat. Aber Fady wird schon wissen, dass sich die Wenigsten deswegen immer wieder in die endlose Warteschlange einreihen.
Und zu guter letzt ist es für mich persönlich als Fan natürlich Ehrensache Fadys Rezepte auszuprobieren, auch wenn ich denn für Sumak (was zum Kuckuk ist das denn?) halt mal probeweise in einen türkischen Bazar gerannt und mir dabei wie ein Alien vorkommen bin.
Aber den Sumak hatte ich bekommen und Fattousch schmeckte mir hervorragend, obwohl ich eigentlich weder Oliven noch Olivenöl besonders mag. Einzig beim Kokoskuchen habe ich wegen Streikdrohungen meiner Bauchspeicheldrüse den Zuckergehalt eigenmächtig halbiert (bitte um Nachsicht!) und der schmeckte für meinen Gusto immer noch ausgezeichnet.
Selbstverständlich kann ich nicht für alle Fans sprechen, aber aus vielen persönlichen Gesprächen, weiss ich, dass sich viele Freunde in dieser kleinen Geschichte teilweise wiedererkennen werden. Schliesslich sind wir halt eben doch so was Ähnliches wie eine Familie, Fadys zweite Familie.
(by Dreamdancer, gif by Janine, Kuchenfoto von Fady)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
3 Kommentare:
Mal wieder ein ganz toller Bericht. Ich hoffe, es werden ihn viele lesen und einige werden sich davon auch etwas annehmen und auch umsetzen.
Einfach grossartig geschrieben! Vielen Dank für diesen tollen Bericht. Ob ich mich darinn gefunden habe? Zu 99% ... einzig Fattousch habe ich "noch" nicht ausprobiert. ;-)))
StaernliCH
Das ist so geschrieben als ob ich es selber schrieb:)))) wie wunderbar, daß wir uns zusammengefunden , uns um einen grandiosen Künstler versammelt haben, für ihn..und für uns. es tut der Seele gut, fan von einen solchen "rätselhaften" Menschen zu werden.. Fady ist rätselhaft und faszinierend, die elegante Symbolik die er uns zeigt und in deren er uns teilnehmen läßt, spricht dafür, daß fady wohl weiss wo er hin will:)) ich bin sehr stolz, Fady's fan zu sein!
Liebe Grüße,
Lilia
Kommentar veröffentlichen