Freitag, 9. Oktober 2009

Reflexionen über das Fan-Sein

Mitunter kann es vorkommen, dass einem ganz unerwartet ein Spiegel vor die Nase gehalten wird, und man so gezwungen ist, über das Bild, das einem da vor Augen geführt wird, nachzudenken und Vergleiche zu ziehen.

So geschehen am letzten Samstag, als ich mich bei der Regio-Gruppe Schweiz an einer Flyer-Aktion nach einem Konzert von Paul Potts beteiligte. Eine Konzertbesucherin, die an unseren Flyern sehr interessiert war, verrenkte sich zwischendurch trotzdem fast den Hals, um nach dem Eingang eines nahegelegenen Hotels zu schielen und erklärte uns, dass ihr“ Held des Abends“ höchstwahrscheinlich in diesem Hotel logieren würde, da sie bei einem seiner Angestellten eine Tüte mit dem Hotellogo bemerkt habe.
Das Teufelchen auf meiner linken Schulter kicherte mir ins Ohr: „Paul Potts, … hach wie aufregend!“ Das Engelchen auf der anderen Seite hielt mir einen Handspiegel vors Gesicht und fragte:“ um wie viel Grad würdest Du denn den Kopf verdrehen, wenn dort eventuell Fady auftauchen würde?“
Touchée! In dem Falle hätte ich wohl nicht mal Interesse für einen anderen Künstler vorgetäuscht; also etwas mehr Verständnis für Andere, wenn ich bitten darf, auch wenn man deren Geschmack nicht unbedingt teilen kann!

Da stellt sich dann aber ganz automatisch die Frage: warum muss es für mich ausgerechnet Fady Maalouf sein? Es gibt doch jede Menge anderer Künstler, die auch toll singen können. Warum zum Kuckuck investieren so viele Fans den grössten Teil ihrer Freizeit, um diesen Mann zu unterstützen?

Das Erste, was man einfach jedes Mal zu hören bekommt, wenn man einen Flyer zückt oder gar eine DVD verschenkt, ist: Das IST aber ein hübscher Bengel!!!
Ja doch! Aber dieses Argument läuft mir bald aus den Ohren. Zweifellos sieht er sogar „mehrheitsfähig“ gut aus,(auf gewisse Vergleiche will ich da fairerweise verzichten, nicht jeder ist so „blessed“ in dieser Hinsicht), aber schliesslich strebt er eine grosse Karriere als Sänger an, nicht als Fotomodell oder als Mister „wer ist der Schönste im ganzen Land“.
Seltsamerweise war mir das Aussehen zu DSDS-Zeiten überhaupt nicht sonderlich aufgefallen, von den Augen mal abgesehen.

Was ist es dann?
Die Stimme! diese einzigartige, unverwechselbare, wohlklingende Stimme, die schon aufhorchen lässt, wenn man ihn live irgendwo sprechen hört und die beim Singen ganz einfach Resonanz in den Seelen der Hörer findet.
Das kommt der Sache schon näher! Allerdings werden diejenigen Töne, welche Gänsehaut verursachen, wohl individuell ganz unterschiedlich empfunden.

Und dann die Persönlichkeit! Hier kann man ganz leicht aufs Glatteis geraten, wenn man nicht aufpasst. Ohne jeden Zweifel hat Fady eine unglaubliche Ausstrahlung, ein Charisma, das die Meisten sofort in ihren Bann zieht. Ein direkter Blick aus diesen Augen, und man hat ein ganz winziges bisschen Mühe, wieder aus deren Tiefen auftauchen zu können.
Aber gerade bei der Einschätzung der Persönlichkeit liegt eine grosse Gefahr, dass viele Fans sich einen „eigenen Fady“ nach ihren Vorstellungen zusammenbasteln, ein Bild erstellen, aus den Fragmenten, die Interviews, Presseberichte, Bühnenauftritte und auch Statusmeldungen liefern, das eventuell den echten Menschen Fady Maalouf nur verzerrt wiedergibt.
Und wenn dann der reale Fady diesem Bild plötzlich nicht mehr entspricht, lässt sich manch einer aus Enttäuschung zu überzogenen verbalen Reaktionen hinreissen.

Faszinierende Persönlichkeiten gibt es aber in der Musikszene viele, wenn man von der Beliebtheit der Hochglanzmagazine und Einschaltquoten entsprechender TV-Sendungen ausgeht.

Warum geht also ausgerechnet von Fady ein Zauber aus, der so viele in seinen Bann zieht?



Ich denke, zum Einen, weil er eben alle diese Eigenschaften auf sich vereint, und zum Anderen, und das ist für mich persönlich das Wesentliche, weil er ausserdem noch die ganz spezielle Begabung hat, seine Zuhörer mitfühlen zu lassen.
Das macht in meinen Augen einen wirklichen Künstler aus, in der Lage zu sein, auf der Bühne seine Darbietung nicht nur 100% authentisch zu leben, sondern das Publikum auf seine Reise mitzunehmen, mit einzubeziehen.

Lächelt Fady glücklich über ein zahlreiches, begeistertes Publikum, wird mir auch warm uns Herz, swingt oder rockt er auf der Bühne, scheinen unsichtbare Fäden an meinen Gliedern zu zupfen und ich muss mithampeln, ganz wurscht, wie bekloppt das aussehen mag! Später bin ich dann jedes Mal erleichtert, nicht in einem Konzertvideo verewigt zu sein ;)

Mit seiner Interpretation von „I will always love you“ und „My heart will go on“ öffnet er lang blockierte Schleusen und der Schmerz fliesst endlich raus; und das Kunststück völlig in sich selbst versunken „The first time“ zu singen und dabei trotzdem den Zuschauer wie in einem offenen Buch lesen zu lassen, soll ihm erst mal einer nachmachen!

Diese Gefühle dann auch im eigenen Privatleben wieder einfliessen zu lassen, obliegt dann der Verantwortung jedes einzelnen, es ist ja nicht Sinn der Sache, das Leben eines Anderen führen zu wollen.
Zweifellos würden Psychologen, Soziologen und ähnliche studierte Köpfe, das Phänomen des „Fantums viel wissenschaftlich fundierter erklären können, wovor mich der Himmel bewahren möge, gerade Gefühle sind etwas Zerbrechliches und können schnell zu Tode analysiert werden und das wäre in diesem Falle ein tragischer Verlust.

Gefühle zu vermitteln, ist das grösste Geschenk, das ein Künstler seinem Publikum machen kann, denn diese machen das Leben erst lebenswert.

(by dreamdancer, Fotos by Jacqueline und ameno)

1 Kommentar:

Katrin hat gesagt…

Ich bin begeistert, was soll ich noch sagen, unglaublich treffend geschrieben und so wahr!

Mit einfachen Worten: Fady ist und bleibt einfach der beste. :-)