Mittwoch, 12. Januar 2011

Legenden und Helden

Kürzlich stürmte in der Schweiz ein Rapper die Charts mit dem Titel „Legenden und Helden“. Das war der offizielle Song des eidgenössischen Schwing-u. Älplerfestes in Frauenfeld, und da drängt sich mir dann doch die Frage auf, wie es ein Rap schaffen kann, bei einem sonst bis auf die Knochen konservativen Publikum Furore zu machen. Zum einen sieht sich wohl auch diese Bevölkerungsgruppe gern „modern“, zum anderen, und darüber möchte ich näher sinnieren, hat sich das Volk wohl zu allen Zeiten nach Helden und Vorbildern gesehnt.

Den Ritter ohne Furcht und Tadel und das aus der Ferne verehrte Burgfräulein gibt es allerdings längst nicht mehr, es gab sie in der Realität auch nie, weil die Menschen nun mal nicht so sind, wäre ja auch todlangweilig.

So manche Legende ist unterdessen schonungslos demontiert worden und hat bei vielen „Verehrern“ wohl ein flaues Gefühl der Enttäuschung hinterlassen.
Heilige gibt es indessen noch, was vielleicht daran liegen mag, dass diese zu Lebzeiten eher als Querulanten galten und ihrer Überzeugung oft bis in den Tod treu blieben.

Ein uriger Schweizer Politiker hatte schon vor Jahrzehnten, als die Presse sich herausnahm, am Image eines Idols zu kratzen, ganz lakonisch und volksnah kommentiert:“Je höher der Affe klettert, desto besser sieht man seinen Hintern.“ , unterdessen ein „geflügeltes Wort“ um den Umstand auszudrücken, „je höher der Bekanntheitsgrad, desto mehr wird auch das ganze Umfeld umgepflügt und es kommen auch Details an die Öffentlichkeit, die nicht jeder goutieren mag“.
Manch ein „grosser Star“ scheint das heutzutage sogar wörtlich zu nehmen, als Kletterhilfe sozusagen, und bemüht sich mit möglichst grossen Skandalen Aufmerksamkeit zu ergattern, um Musik-Karriere zu machen. Eine höchst bedauernswerte Entwicklung, welche das Niveau oft unter einen tragbaren Punkt senkt.

Da läge es dann am Musikfreund, dieser Entwicklung Gegensteuer zu geben und wirklich talentierte Leute zu unterstützen, die solche Eskapaden nicht nötig haben, sondern mit echtem Talent und viel Arbeit den Aufstieg angehen.

Im Laufe der Zeit sieht man viele Idole vom Sockel stürzen, manchmal mit viel Getöse, manchmal geraten sie auch nur in Vergessenheit, so dass man schließlich zu der Erkenntnis kommt: Jeder Mensch verfügt über Talente und Vorzüge und kann ein Stück weit Vorbild sein, nie aber ist jemand in jeder Beziehung perfekt oder gar anbetungswürdig.

Die Helden unserer Zeit sind Menschen wie Du und ich, mit Fehlern und Schwächen, aber sie leisten auf irgendeinem speziellen Gebiet Glanzleistungen, z.B. im Sport, in der Politik oder eben in der Unterhaltungsbranche , wofür man ihnen Achtung und Bewunderung zollt. Sind diese Leistungen so eindrücklich, dass sie den Zahn der Zeit überdauern und in Erinnerung bleiben, so werden daraus Legenden geboren.

Jeder Bewunderer hat es indessen selber in der Hand, sich den Blick für das Wesentliche frei zu halten und sich weder von verklärender Massenhysterie noch von „Hexenjagden“ anstecken zu lassen, um sich die Freude an seinem Idol zu bewahren.

(by dreamdancer)

Sonntag, 2. Januar 2011

„Happy new year, (Miss Sophie)!"


Anscheinend führt kein Weg an Freddy Frintons Silvester-Klassiker vorbei, denn obwohl ich für dieses Jahr was Besseres vorhatte, als mir diesen jedes Jahr stereotyp - zwar mit Vergnügen - wieder zu Gemüte zu führen, wurde ich nicht nur am Eingang des Meistersaals durch das vorausgehende Programm daran erinnert, sondern manche Situation auf Berlins Bürgersteigen hatte mit den „Tigerkopf-Possen“ des guten alten James grosse Ähnlichkeit.

Dennoch:„Berlin ist immer eine Reise wert!“ Sogar bei klirrender Kälte, vereisten Gehsteigen und chaotischem öffentlichen Verkehr. Vor allem aber dann, wenn der eigentliche Grund der Reise ein ganz besonderer ist, nämlich die Aussicht, den Jahreswechsel zusammen mit Fady Maalouf in einem festlichen Rahmen verbringen zu können.

Grosse Ereignisse werfen aber bekanntlich ihre Schatten voraus! So waren auch über der Fanbase im Vorfeld des Events nicht nur Schönwetter-Wolken auszumachen, wie das bei „Familien“ zu gewissen Feiertagen leider häufig vorkommt, demzufolge manch Einer die Location eher mit gemischten Gefühlen betreten haben mag.

Die „Osteria Caruso“ (welch passender Name !) entpuppte sich aber schon mal als sehr heimeliges Lokal, dessen ganzes Ambiente „Italianità“ ausstrahlte, die sich auch bei dem ausgezeichneten Essen bestätigte. Die Veranstalter waren sichtlich um das Wohl ihrer Gäste bemüht, einziger Wermutstropfen – später Eingetroffene mussten in einem etwas nüchterneren Speisesaal Platz nehmen.

Der eigentliche Höhepunkt des Abends, das Konzert, wurde von einer Vorgruppe aus Streichmusikern eröffnet, die dem wunderschönen Meistersaal entsprechend dem Anlass eine klassische Note verliehen, allerdings auch einen etwas sehr starken Kontrast zum Hauptprogramm bildeten.

Nach einer kurzen Pause betrat Fady endlich die Bühne und stellte gleich mit seinem Eröffnungssong stimmgewaltig wie immer, klar: „I want to know what love is“!!, um dann aber gleich mit „All summer long“ zu einem lockereren Thema überzuleiten und scherzhaft zu verkünden, dass nun das von ihm zusammengestellte Fitnesstraining, aufstehen, tanzen, sitzen, aufstehen…..beginne.

Da Silvester natürlich in erster Linie Party-Time bedeutet, wechselten immer wieder Partysongs mit gemässigteren Rhythmen. Nebst „Burn, Into the light, Fire und Sway“ standen ausnahmsweise wieder vermehrt Cover-Songs auf dem Programm.

Als besonderes Geschenk gab Fady noch mal „Helpless when she smiles“ zum Besten, ein ständig geäusserter Wunsch sehr vieler Fans.

Der Favorit des Abends dürfte aber für viele „Hallelujah“ gewesen sein, ein Titel, der Fadys Stimme und Ausstrahlung vollends entgegenkommt, aber für einmal haben schon die ersten Takte eines ganz anderen Songs für einen nicht ganz ladyliken Begeisterungsschrei meinerseits gesorgt: Fady covert Joe Cocker!!! und nicht mit irgendeinem Titel, oh nein:„You can leave your hat on“!
Unpassend? Weit gefehlt, das war :…., das darf ich gar nicht aussprechen;)
Dass irgendwie mitten im Song die Musik ausgefallen war, tat der Sache keinen Abbruch, im Gegenteil, der gewohnte Dialog mit dem Publikum kam wunderbar zum Tragen, die Fans klatschten den Rhythmus und kamen in den Genuss von Fady à capella, yeah!

Kurz vor Mitternacht wurde jedem Gast ein Glas Sekt gereicht und selbstverständlich wurde das Neue Jahr angezählt und darauf angestossen. Danach griff Fady erneut zum Mikro, sang noch weitere Partykracher und mischte sich anschliessend unters Volk, um mit seinen „Fandys“ zu tanzen und für Fotos zur Verfügung zu stehen.
Leider war die Discomusik wieder einmal so laut, dass Nicht -Tänzer nicht mal ausserhalb des Saals eine Unterhaltung führen konnten, ohne anderntags wegen akuter Heiserkeit den Eindruck zu erwecken, als Ultrafan bei einem Fussballspiel den Ball akustisch mit gekickt zu haben.




Summa summarum haben wir einen sehr schönen Abend erlebt, selbst wenn der Ton für unsere unterdessen durch die Liveband verwöhnten Ohren etwas laut und gelegentlich in den hinteren Rängen „einen Tick“ übersteuert geklungen hat.

Um auf mein persönliches Highlight zurückzukommen, „You can leave your hat on“: nein, Fady, im Gegenteil, ich ziehe meinen Hut vor Deiner Leistung in jeglicher Hinsicht und da Neujahr ja üblicherweise mit guten Vorsätzen angegangen wird, sollten wir Fadys Eingangsfrage „I want to know what love is“ in dem Sinne beantworten: „Liebe ist: sich gegenseitig mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen und persönlichen Freiraum zu respektieren“, so dass wir in Zukunft nicht nur sehr gute Konzerte, sondern auch wieder pure Magie teilen dürfen.

Happy New year!


(by dreamdancer, Fotos by ameno)