Freitag, 14. August 2009

Mailight zum Frühstück

Das Geräusch einer zuknallenden Tür und das gequälte Aufjaulen eines Automotors informierten mich heute früh darüber, dass der rasende Roland, andernorts wahrscheinlich Postbote genannt, seine Schuldigkeit schon getan und unseren Briefkasten mit zukünftigem Altpapier gefüllt hatte.

Ob ich mir das vor dem Frühstück schon antun sollte? Andererseits….man weiss nie…vielleicht….also pirschte ich vorsichtig, immer auf eine Enttäuschung gefasst, zum Kasten und oh Wunder, da thronte ein gelbbrauner Umschlag mit der Aufschrift „Deutsche Luftpost“ zuoberst auf dem Stapel: ye…..oops, schnell den Freudenschrei abklemmen und gesetzten Schrittes ins Haus marschieren, schliesslich turnte der Nachbar schon auf seinem Baugerüst herum (Fassadenrenovation) und ich sollte meinem wahrscheinlich eh schon ramponierten Ruf nicht noch eins draufsetzen.

Dummerweise fehlte mir aber grad wirklich die Zeit; andererseits könnte ich ja das Frühstück im Wohnzimmer zu mir nehmen und dabei ganz kurz in die DVDs reinschauen, wenigstens in diejenige mit Fady.

Eine vom arbeits- und ernährungstechnischen Standpunkt aus gesehene Fehlentscheidung, wie mir bald klar wurde.

Ausgerechnet diesem Konzert hatte ich nicht beiwohnen können (das leidige Budget und sonst noch ein paar klitzekleine Hindernisse), so dass die Spannung enorm war. Machte mich die etwas unruhige Bildfolge ganz am Anfang noch etwas nervös, so änderte sich das schon beim zweiten Song und ich wurde von der super Tonqualität und den wunderschönen Nahaufnahmen völlig gefangen genommen.

Fady mit Chor, das war wieder etwas ganz Neues und Interessantes! Einfach super, wie er sowohl den Chor, als auch das Publikum miteingebunden hat. Das muss wohl für alle Anwesenden so was Ähnliches wie ein gemeinsamer Gottesdienst gewesen sein, auf jeden Fall, ein tolles Erlebnis.

Vom Piano begleitet, gefielen mir die Balladen besonders gut und natürlich waren es wieder „I will always love you“ und „My heart will go on“, die Erinnerungen wachriefen und Schleusen öffneten, aber nur von dieser Stimme gesungen.

Das hatte auch seine Vorteile, wurde mir doch plötzlich bewusst, dass ich eigentlich essen wollte und schon längst bei der Arbeit sein sollte. Bei einem Blick auf den Tisch musste ich trotzdem grinsen, das sah aus, als hätten unterdessen die Mäuse drauf getanzt: das Brot zerkrümelt, der Käse angeknabbert, der Kaffee längst kalt und die Butter geschmolzen, nanu, so warm war es doch noch gar nicht! Also Milchsäurebakterien sind zwar was Lebendiges - aber Augen und Ohren haben sie nicht!

An die Arbeit! und Fortsetzung dann beim Mittagessen, bei dem ich mir dann deswegen fast den Mund verbrannt hätte. „Hot and cold“ und „it shivers down my spine“, das hatte er natürlich in der Kirche nicht gesungen, hätte aber meinen Empfindungen entsprochen, nein, nein, keine Grippesymptome, Fady hatte nur „you raise me up“ zum Besten gegeben und offenbar ging es dem Publikum auch nicht anders – standing ovations!

Ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern, werde die Scheibe wohl noch x-mal ansehen, mich über seine kleinen Witze freuen und vor allem grosse Genugtuung darüber empfinden, wie die anfangs ernsten Gesichter der männlichen Chormitglieder immer freundlicher wurden und am Schluss beim fulminanten „Oh happy day“ im allgemeinen Strahlen aufgingen.

Oh ja, meine Herren, ein Konzert von Fady Maalouf bedeutete bisher noch jedes Mal dasselbe: für alle Teilnehmer einen „happy day“.




(by dreamdancer, Foto (c) Jan Ingenhaag Fotografie / BLESSED e.V.)

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