Sonntag, 17. Mai 2009

Fadylitis acuta et cronica: ch..ch..ch..changes oder: nichts ist mehr, wie es war


Vor einem Jahr bescherte uns eine Sendung, die wir in den Staffeln zuvor mit lediglich mildem Interesse verfolgt hatten, eine Offenbarung! Was hat sich im letzten Jahr alles verändert? Alles! Und wenn wir einem uns zugespielten Beitrag eines anonym bleibenwollenden Fans Glauben schenken dürfen, mehr als Alles!


Früher, ja früher, da hatte ich ein Leben, das angefüllt war mit den unterschiedlichsten Dingen; lesen, Kinobesuche, Freunde treffen. Das alles hat sich seit dem 17. Mai 2008 grundlegend geändert. Aber dann, bereits 14 Wochen zuvor, beim ersten Ton, verfiel ich einem jungen Künstler, der so unglaublich gut ist, eine so außergewöhnliche Stimme hat, darüberhinaus auch noch ein ganz besonderer Mensch ist (und nicht zuletzt umwerfend aussieht) – und mir war sofort klar, dass er in der Welt gesuchter Superstars (natürlich NUR von Bohlens Gnaden) nicht als solcher erkannt werden wird – schließlich hat sich Qualität noch nie bei DSDS durchgesetzt. Aber wir hatten jede Woche einen grandiosen Auftritt, und diverse Reportagen, Our house-Drehs, Magazine ließen uns regelmäßig am Phänomen FADY teilnehmen. Dann kam der 17. Mai und alles wurde anders ---

Also wurde das Leben grundlegend umgestaltet: immer auf der Suche nach News und winzig kleinen Schnipseln wurde fortan das Internet durchforstet, google alerts in Auftrag gegeben, jegliche Bedenken gegenüber Anmeldungen und Preisgabe des real name über Bord geschmissen (und sogar mit Wonne), denn überall wo es ging, meldete ich mich an. Auch bei der Bravo, um mitzuvoten. Ich twitterte, wusste auf einmal, was kytes sind, hing nächtelang vor dem PC in der Hoffnung, dass eine der unvergleichlichen Nachrichten von Fady als Blog erschien – so wie man heute halt auf ne Statusmeldung bei Facebook wartet. Oder auf ein Chatprotokoll. Oder…seinen Urlaubsort danach aussucht, ob es Internetcafes gibt. Wenn man sich überhaupt traut, in den Urlaub zu fahren… man könnte ja DEN Auftritt verpassen. Selbst die Stunden, die man notgedrungen auf der Arbeit weilt, ist Zeit, die man nicht mit dem verbringen kann, was zum neuen Lebensinhalt geworden ist (und Achtung: hier ist nur ein Funken Ironie versteckt...).

Ich ertappe mich immer häufiger bei Treffen mit Freunden, das mich die Gespräche maßlos anöden, denn es geht den ganzen Abend nicht um das Wichtigste – Fady of course. Was interessiert mich die Weltwirtschaftskrise und die Schließung eines Betriebes in der Autozubehörzulieferindustrie? Wenn es doch daheim im Internet gerade jetzt darum geht, wie die neue CD heißen wird, was mit der neuen Statusmeldung gemeint ist, wann die Tour kommt, was Fady da und dort anhatte, wie er drauf war… aber nein, ich sitze mit richtigen Menschen in einer richtigen Bar – und langweile mich. Und auch wenn es um „handlichere“ Themen geht, kann ich nicht mitsprechen, denn ich war seit fast einem Jahr nicht mehr im Kino. Und ehrlich gesagt, wenn ich nicht jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit viel Pendelzeit hätte, hätte ich auch (ich ,die ich drei Bücher pro Woche las) wohl kaum noch die Chance, eines auszulesen. Ich kann nur hoffen, dass die Bahn nicht anfängt, Wireless Lan in Regionallzügen anzubieten…..

Nicht nur meine Freunde stehen fassungslos vor der Veränderung, auch ich erkenne mich nicht wieder: ich besuche eine von mir immer immer immer abgelehnte Fernsehgartenshow (und bekomme zur Strafe immer noch Post vom ZDF, die mich zu den unmöglichsten Veranstaltungen eingelädt), finde mich eingekeilt in einer Meute Jimi Blue-Fans in Kleve wieder, fahre durch ganz Deutschland, manchmal nur, um 30 min Fady zu hören, ich vote in Teeniezeitschriften (die ich natürlich in einem anderen Stadtteil kaufe und dabei so gucke, als ob ich sie für die minderjährige Tochter daheim hole, soviel Größe, diese Postillen am heimischen Kiosk zu kaufen… nein, soweit bin ich noch nicht), ich habe noch nie soviel VIVA geschaut. Oder mich für die Charts interessiert. Ich kaufte CDs, wenn meine innere Uhr sagte, XY hat doch bestimmt mal wieder was Neues rausgebracht. So ging der CD-Kauf vonstatten, im Leben nicht habe ich eine CD (eine??) bei amazon bestellt. Oder gar ne Single. Ich habe vor Fady (gut, ich war auch noch nie Fan zuvor in meinem Leben) noch nie Hörproben gehört… geschweige denn auf Hörproben hingefiebert…. Und prompt umzukippen, weil sich die songs alle so vielversprechend anhörten….). Früher hatten meine Augen Augenform, heute sind sie viereckig, weil sie sich der Form des Monitors zwangsweise angepasst haben, immerhin starren sie die meiste Zeit der Wachphase auf einen kleinen Läppi. Ich steh freiwillig eine Stunde früher auf, um zu checken, ob ich nachts etwas verpasst habe, gehe arbeiten (starre dort übrigens auch auf einen Bildschirm), komme nach Hause, esse kurz was und … jawoll, schmeiße den Läppi an. Das arme Ding macht seit mehr als einem Jahr nur noch Überstunden. Und wisst ihr, was das Schlimmste dabei ist? Ich bin so glücklich wie noch nie! Ich renne mit einem tumben Grinsen durch die Stadt, weil ich auf dem Player Fady höre, ich lächel (morgens! früh!) Leute in der Bahn an, weil mein Lesezeichen ein Foto von Fady ist, ich hänge vor youtube und schaue mir jeden Auftritt von Fady an. Jeden. Mehrfach. Auch wenn ich selbst beim Konzert war. Ich musste mir eine Megagigahyperfestplattenerweiterung kaufen, um alles, jeden Schnipsel zu horten. Ich bin doch gar nicht so…. ich bin doch gar nicht so gewesen…… Nun ist es zu spät, aus dem Zauber, den Fady um mich gesponnen hat, komm ich nicht mehr raus. Und das ist auch gut so.


Soweit zu unserem anonymen Fadyholiker … und was sollen wir sagen? Wir erkennen uns in den meisten Punkten wieder! Und die Liste der Dinge, die man vor Fady nie getan hat, ließe sich beliebig weiterführen. Was hat sich in eurem Leben seit Fady geändert? Alles? Mehr als Alles?


(Fotos by Tiger_T und napuale22)

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Für diesen Text gehört euch ein Pokal verliehen. Klasse geschrieben und auf den Punkt gebracht. Man erkennt sich doch glatt selbst wieder.

home hat gesagt…

Ein wirklich wunderschön geschriebener Bericht !!!

Du spiegelst alle meine Gefühle, Wünsche, Gedanken, Empfindungen genau wieder.

Durch Fady haben wir soooo viele neue Dinge an unserem PC gelernt ( wie macht man ein eigenes Video, eine Slideshow mit eigenen Bildern usw ).
Wir haben Dinge an uns entdeckt, wofür wir im " Real Life " zu seriös, zu erwachsen sind.

Und in mein Leben sind ein paar wirklich liebe Menschen getreten, die ich ohne " Fadylitis " wohl niemals kennengelernt hätte.

ameno hat gesagt…

ich bekenne: ich habe mich erwischt beim pappherzenschwingen und - schlimmer noch, zumindest für mich - dem hin-und-her-wedeln mit einem leuchtstab! gebt mir eine schattenwand!

Poison Dwarf hat gesagt…

*lol* die tüte-überm-kopf-bilder. *g*
und: sind wir nicht alle ein wenig anonyme fadyholiker?!?

habe mich köstlich amüsiert!

poison

Anonym hat gesagt…

Super geschrieben.
Und JA ich erkenne mich in sehr vielen Punkten wieder.
Wie kann man nur so krank sein aber gleichzeitig so glücklich lol???

Anonym hat gesagt…

Sensationell, dieser Bericht! Genau so ist es! Und wir sind nicht alleine, das folgende hat mir ein feund aus Moskau geschrieben, es ging um Eurovision:

"..Я уверен - если представить что Фади появился бы на сцене" Евровидения", думаю что у очень многих был бы просто шок, такой же как у меня в Турции , когда я впервые его увидел и услышал. Восторг, изумление, чувство счастья от того обьема впечатлений , которое накатывается с каждой нотой спетой Фади, с его отношением к этой пропетой ноте, пропетой из самой глубины сердца...."

"Ich bin mir absolut sicher, wenn fady eine Möglichkeit hätte, auf der Bühne der Eurovision zu erscheinen, sehr viele hätten einen Schock erlebt, wie ich es erlabt habe als ich Fady zum ersten Mal sehört und gesehen habe (***dieser Mann war im Urlaub in der Türkei und könnte von dort über satellit deutsches ferhsehen mit DSDS anschauen). Bezauberung, Staunen, ein Glücksgefühl, ausgelöst von der Volumen von Eindrücke, vom denen man regelrecht überrolt wird mit jeder von ihn gesungenen Note und von seiner Haltung zu dieser..."

Und das ist auch wahr: wenn ich Fady höre, ertappe ich mich beim innigen, aus tiefen der Seele kommenden Lächeln.. ich habe selten so unaufhaltsam gelächelt, wirklich buchstäblich gelächelt beim Musik hören:)

Liebe grüße, Lilia Markova

Anonym hat gesagt…

Lol, ja so und nicht anders sieht es wohl bei den meisten aus....Klasse Bericht

LG
Angela27

Anonym hat gesagt…

Herrlich, das ist uns allen auf dem Leib geschrieben.Besonders wenn man Sendungen schaut, wo man sonst wegschaltet, viereckige Bildschirmaugen,ich habe einen brüller nach dem anderen losgelassen