Montag, 27. Juli 2009

München-Reise eines Schweizer Fans - ein wahrer Sommernachtstraum


Seit ich mich in dem völlig neuen und etwas verwirrenden Zustand befinde, mich als jemandes Fan zu bezeichnen, driften die rationale und die emotionale Seite meiner Persönlichkeit gelegentlich etwas auseinander. Die rationale Ebene beobachtet die emotionalen Kapriolen mit klinischem Interesse wie zum Beispiel die Tatsache, dass geographischen Entfernungen ungeniert ganz andere Bedeutungen zugemessen werden.

Galten bis anhin 2 Stunden Reisezeit als die Grenze des Zumutbaren, so löste die Ankündigung des Konzerts in München einen Begeisterungssturm aus, grade mal 5 Stunden Anfahrtszeit! Ein Klacks!

Nicht so ganz; die Anreise wurde durch ein paar, natürlich völlig unbedeutende Zwischenfälle zu einer kleineren Odyssee durch eher orientalisch anmutende Gassen, verwirrende S-Bahn-Stationen, Hagelschauer und verschobene Zeit- und Ablaufpläne.

Eigentlich war ja eine Flyer-Aktion am Flughafen vorgesehen und so wurde ich denn wegen meiner Verspätung telefonisch aufgefordert, mich sehr zu beeilen, aber leider konnte ich die S-Bahn nicht anschieben und kam deshalb natürlich prompt gute 10 Minuten zu spät an. Da ich unterdessen doch noch darüber aufgeklärt wurde, dass Fadys Ankunft erwartet werde, musste ich in dem völlig unbekannten Terminal einen Endspurt hinlegen, immer darauf hoffend, dass das Flugzeug auch Verspätung haben würde. Und das hatte es tatsächlich! Als ich ausser Puste auf die bereitstehende Fan-Gruppe traf, dauerte es noch etwa 5 Minuten bis Fady dann eintraf. Er trug eine dunkle Sonnenbrille und hatte es wohl etwas eilig, da er schon von einem wartenden Auto samt Personal in Empfang genommen wurde. Ein ganz kurzes „Hallo, danke,! „ Er nahm noch die Blumen, die ihm von den Regio-Leiterinnen Süd übergeben wurden „bis später!“ und schon war er weg. Da auch das Flyern im Flughafenareal verboten worden war, machte sich bei den Meisten leichte Enttäuschung breit, und von meiner rationalen Ebene wurde hämisch der Befehl ausgesandt: Ärgern! So ein Leerlauf!“ aber die emotionale wollte davon gar nichts wissen und freute sich darüber, für einmal Fady nicht verpasst und freie Sicht gehabt zu haben, er ging grad mal 1 Meter neben mir vorbei.

Nach diversen orientierungsbedingten Verzögerungen gelangten Eliane, Sandra und ich dann gerade noch zu Einlassbeginn in den Olympiapark, wo das grosse Anstehen einmal mehr in Angriff genommen wurde. Endlich bei der Jugendbühne angekommen, fanden die inzwischen traditionellen Begrüssungszeremonien der Second Family statt, diesmal in etwas kleinerem Rahmen, da ja nur etwa 50, sich durch „Uniform“ outende „ Hardcorler“ vor Ort waren.

Nun folgte ein für meinen Geschmack gnadenloser Kampf durchs Vorprogramm: verschiedene Tanzdarbietungen, ganz nett, zum Teil auch ganz gut; zwei Moderatoren, die ihre Erfahrungen eventuell bei Kindergeburtstagspartys gesammelt hatten, versuchten krampfhaft Stimmung zu machen, mit „Geschenken“ (die allgegenwärtigen Schlüsselbänder und, man glaubt es nicht, kistenweise Cd’s von den Schlümpfen, wahrscheinlich Lagerräumung) Die Herren schienen nicht zu bemerken, dass allein schon bei der Erwähnung von Fadys Namen die Stimmung wesentlich lautstarker in die Höhe schnellte, als bei ihren „Witzen“. Dann noch die Vorband „Part six“ fröhliche Jungs, wirblige Choreographie, die aber wohl nicht live gesungen haben und bei deren Show sich mir eigentlich nur die Frage stellte: wie bringen die Jungs das nur fertig, dass bei der Hopserei die tiefhängenden Jeans nicht runterrutschen?

Die Rufe nach Fady wurden immer lauter und ungeduldiger und auch mein Verstand forderte immer ärgerlicher eine Antwort auf die Frage, warum ich mir das alles eigentlich antue, das stundenlange Stehen im verhassten Sardinen-feeling, der überlaute Bass, der schmerzende Rücken!

Aber dann war Fady endlich da und die Kamera meines inneren Auges schaltete automatisch auf zooooom ,! Die rationale Seite zog sich in eine Ecke zurück, um zu warten, bis der Anfall vorüber sein würde.

Bei Konzerten mache ich immer alle Sinne auf und lasse das Geschehen auf der Bühne auf mich wirken und bekomme so einen Gesamteindruck.
Die einzelnen Songs zu sezieren liegt mir nicht, ich habe auch nicht Musik studiert , bin also ein ganz durchschnittlicher Konzertbesucher, aber das wird wohl die grosse Masse auch sein.

Für meine Begriffe war Fady einfach wieder grossartig, er schaffte es, seine doch schon so oft gehörten Songs wie „Sway“ „Good thing“ ,Amazed“ oder „Blessed“ wieder in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und die gecoverten , rockigen Titel „Freedom“, „Mercy“ „Get the party started“ und „Kiss“ kamen einfach super an. Er wirkte auf mich noch mal eine Spur professioneller, vor allem die Performance , wo er wieder von 2 der bekannten Tänzer unterstützt wurde. Die Stimme war etwas rauh, angeblich hatte er eine Erkältung, was aber natürlich gut zu den Rocksongs passte.

Für mich einziger Wermutstropfen: dass die Musik wieder vom Band kam und sich diesmal vor allem bei „Show me your love“ manchmal überschlug, so dass es zwischendurch irgendwie komisch klang. Auch das „neutrale“ Publikum wollte nicht aufhören „Fady, Fady“ zu brüllen und eine Zugabe zu fordern, die aber wegen des demnächst beginnenden Feuerwerks verweigert wurde.

Dafür kam Fady dann noch raus um Autogramme zu geben, wobei er die Abschrankung entlang schritt. Er meinte, dass er wenig Karten dabeihabe, die vor allem diejenigen bekommen sollten, die noch keine haben.

Rein persönlich betrachte ich Fadys ständig wachsende "Perfektion" on stage mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Verstand freut sich, über die Riesenfortschritte im Hinblick auf eine grosse Karriere, das Herz fürchtet ein bisschen, das der sensible, rehäugige Junge verloren gehen könnte , der auf so einzigartige Art grosse Gefühle auf der Bühne ausdrücken kann. Aber die Hoffnung, dass Fady es schafft, beides unter einen Hut zu bringen, ist noch vorherrschend und so war es denn auch mein ganz persönliches Highlight, aus 2 m Entfernung beobachten zu können, wie er mit glänzenden Augen einen Teil des Feuerwerks beobachtete und mit kindlicher Begeisterung „soooo schöööön! „ sagte.

Alles was nach Fadys Abfahrt noch ablief ist von untergeordneter Bedeutung und verliert sich in den Bemühungen des Verstandes, sich aus seiner Ecke zu kämpfen und das Gleichgewicht wieder herzustellen, bis zum unweigerlich nächsten Absturz, dem nächsten Konzert von Fady Maalouf.


(by Dreamdancer, Fotos by Angelika, Barbara, Simone und Nelly, vielen Dank)

4 Kommentare:

Wiebke hat gesagt…

"Die rationale Seite zog sich in eine Ecke zurück, um zu warten, bis der Anfall vorüber sein würde."

hihi - gut beschrieben ;)

und ich wünsche mir auch, daß trotz allen Strebens nach Perfektion immer noch etwas vom Charme des Unvollkommenen, Menschlichen, jungenhaften übrigbleiben wird.

Anonym hat gesagt…

Der Text ist genial.Zum Auftritt gefällt mir, dass Fady weiterhin seine neue, rockige Linie verfolgt, eine großartige Gesangsleistung trotz Erkältung.Leider habe ich die Band vermisst, vielleicht lag es am Konzept der Veranstaltung, die wohl auf Halb-Playback basierte. Die Tänzer sind wohl eher eine Notlösung, damit Fady auf der großen Bühne nicht so ganz verloren wirken soll, werden überflüssig sein, wenn Fady mit Grooveunit wieder auf der Bühne steht.Was die Perfektion betrifft, Fadys Stimme ist schon immer perfekt gewesen.Er zeigt nebenher doch nur, dass er Temperament hat.

Anonym hat gesagt…

WAU! Was für ein schöööööööööner Bericht. Ganz, ganz toll geschrieben! Mit sooo viel Herz und Humor. Den Autor würde ich gern Knuddeln ;-) Vielen Vielen Dank. LG AnnetteWOB

PS: (etwasneidischichbin ;-) 2m neben Fady beim Feuerwerk stehen. Och wie schön wäre es gewesen (träum**) Aber ich will nicht undankbar sein, saß ich beim Zapping ja nur eine Armlänge entfernt :) von ihm.

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Anonym hat gesagt…

hellooo

danke für die lovely seite

bisouxxxx. eure faDy